Königinnenzucht: Ein Bett für die Königin!

Eine Induktionskochplatte leistet bei Wachsarbeiten wertvolle Dienste: Man kann sie auf ein Milchkochprogramm einstellen oder die Wunschtemperatur entsprechend niedrig vorwählen (siehe Text).
Eine Induktionskochplatte leistet bei Wachsarbeiten wertvolle Dienste: Man kann sie auf ein Milchkochprogramm einstellen oder die Wunschtemperatur entsprechend niedrig vorwählen (siehe Text).

Majestät braucht Platz: Bienenköniginnen wachsen in großen Zellen heran und erhalten von klein auf eine spezielle Nahrung, den "Gelee Royale", der ihre Eierstöcke wachsen lässt, während aus anderen Larven in kleineren Zellen und einfacher Fütterung (trotz gleicher Erbmasse) bloße Arbeiterinnen werden.

 

Nun hat mich mein Sohn zu einer dritten (kleinen) Zuchtserie in diesem Jahr überredet, wofür wir solche großen Zellen mit kleinsten Maden einem Volk ohne Königin (ohne "Weisel") bieten. Die Bienen des "weisellosen" Volkes stürzen sich mit Eifer auf diese Weiselwiegen, werden die Larven eifrig füttern und die Zellen zu langen Zapfen ausbauen, bis sie "gedeckelt" (verschlossen) werden.

 

Die Weiselwiegen stellen wir leicht selbst her und legen mit Hilfe eines "Umlarvlöffels" kleinste Larven aus unserem Wunsch-Zucht-Volk in diese vorbereiteten Zellen. Von der meinerseits hochgeschätzten Bienenexpertin Dr. Pia Aumeier haben wir den Trick mit der Büroklammer übernommen. Allerdings lässt Aumeier in ihren Kursen kleine Plastiknäpfe mit der Heißklebepistole auf die Büroklammern kleben. Für unsere Kleinserien bleiben wir lieber beim natürlichen Wachs, zumal der Plastikmüll nicht in unser pädagogisches Konzept passt und die Kinder bei der Eigen-Produktion der "Weiselnäpfe" viel Freude und Erfüllung erleben: Ist es doch ein erhebendes Gefühl, ein Bett für die Königin herstellen zu dürfen. So müssen wir keine Plastiknäpfe kaufen, zumal wir ohnehin beim Gießen der Mittelwände (Wachsplatten für die Waben) Wachs verflüssigen müssen. 

 

Das Wachs verflüssigt sich irgendwo zwischen 60 und 70 Grad Celsius. Überall ist zu lesen, man müsse dies umständlich in einem Topf im Wasserbad machen. Mit einer modernen und günstigen Induktionskochplatte geht es aber auch so: Wir stellen die Platte vorgewählt auf 80 Grad ein (oder ein entsprechendes Programm zum Milchkochen) und lassen einen Wachsblock im Topf schmelzen. So können wir die besagten Mittelwände mit unserer Gießform selbst gießen und parallel fertigt ein Kind die Weiselnäpfe. Am schnellsten geht das, wenn man die Kochplatte wieder ausschaltet und das Wachs kurz vorm Erstarren ist. (Durch gelegentliches An- und Ausschalten der Platte lässt sich diese Wunschtemperatur leicht halten, wobei jede moderne Induktionskochplatte mindestens besagtes Programm für 80 Grad ohnehin bietet.)

 

Zur Herstellung der (Achtung Alliteration) Wachs-Weiselwiegen werden Formstäbe aus Holz (im Bild rechts unten) zuvor gewässert: Mit einem Stein beschweren wir die Stäbe über Nacht in einem mit Wasser gefüllten Schälchen. Die jeweiligen Enden der Stäbchen werden sodann nur kurz ins flüssige Wachs und anschließend in die Wasserschale getaucht. Um den Napf etwas dicker zu machen, kann man den Vorgang auch noch einmal wiederholen, bevor man das Näpfchen dann abstreift. So sind in wenigen Minuten viele Näpfe entstanden, die auf die gleiche einfach Weise dann noch an den Büroklammern befestigt werden: Das Ende der Büroklammer wird kurz ins Wachs getaucht und anschließend unten an den dort geschlossenen Wachsnapf gedrückt. Anschließend zieht man das Ganze noch einmal kopfüber durch das warme Wachs und schreckt es sogleich wieder im Wasserbad ab: Auf dem Wachsblock rechts seht ihr einige fertige Näpfe liegen! Daneben (links im Bild) den Wachstopf auf der Induktionskochplatte. (Die Kleckerei machen wir natürlich im Bienenhaus!)

 

Durch den Aumeierschen Trick mit der Büroklammer lassen sich die Weiselwiegen leicht im anbrütenden und pflegenden Volk befestigen, indem man diese Näpfe beziehungsweise die Büroklammern einfach ins Wachs der Wabe steckt: Die Öffnung muss nach unten zeigen, also kopfüber, wie bei einer natürlichen Weiselzelle! Wenn die Zellen gedeckelt sind, werden sie kurz vorm Schlupf fast genauso einfach wieder entnommen (manchmal muss man sie etwas freischneiden) und in die Wabe eines königinnenlosen Ablegers gesteckt. Früher haben wir die Weiselnäpfe hingegen auf Holzstopfen geklebt, die wiederum in einem speziellen Zuchtrahmen mit Lochleisten gesteckt wurden. Im aufziehenden Pflegevolk musste man dann extra eine oder mehrere Wabe/n entfernen um für den oder die Zuchtrahmen Platz zu schaffen. Die Zellen hingen dadurch auch nicht so schön eng im Brutnest, wie jetzt mit der Büroklammer: Da können wir die Zellen rings um das gedeckelte Brutnest einer Wabe hängen. Vielleicht werden sie so noch besser gepflegt und gewärmt.

 

Wir erhalten so viele Königinnen gleichzeitig zu einem vorausberechneten Wunschtermin, zu dem wir dann die Ableger (siehe vorangegangene Blog-Beiträge) mit schlüpfreifen Königinnenzellen versehen können. Die Königinnen müssen nicht einsam im Brutschrank und im Käfig schlüpfen, sondern gelangen gleich in kleine Völkchen, die sie freudig begrüßen. Die Ableger müssen somit auch nicht erst selbst in der Not eine Königin aus ihrer eigenen Brut ziehen. Die Völkchen sind immerhin so groß, dass sie der jeweiligen Königin gleich Begleitbienen auch für ihre Ausflüge zur Hochzeit bereitstellen können. Die Begattungserfolge sind dadurch recht gut!

 

vSa