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Weiselflugling bzw. Königinnenflugling zur Schwarmverhinderung

#imkern #Kippkontrolle #Schwarmverhinderung
Zeigen sich bei der Kippkontrolle bereits bestiftete Weiselnäpfe, muss aktiv eingegriffen werden!

Vorbeugen besser als Hinterherlaufen!

Durch rechtzeitige Erweiterung und viel bauen lassen (Baurahmen und Mittelwände) lässt sich die Schwarmlust der Bienen weitgehend hinauszögern oder sogar verhindern. Denn der Drang zur Volksteilung ist eine natürliche Reaktion auf beengte Verhältnisse und aus dem Gleichgewicht geratenen Proportionen!

Imkerliche Eingriffe können aber statt der Raumerweiterung auch Platz schaffen durch die Entnahme von Bienen, Brut oder Honig. Statt einen Honigraum über den anderen zu stapeln, wie es modern geworden ist, kann man ruhig zwischendurch auch reife und gedeckelte Honigwaben zur Zwischenschleuderung entnehmen.

Da es bei uns dieses Jahr (2021) bis in die letzte Maiwoche kalt und regnerisch war, haben wir dieses Luxusproblem nicht.

Auch die Drohnenbrutentnahme, die eigentlich der Varroareduktion dienen soll, hat offenbar eine dämpfende Wirkung auf die Schwarmneigung. Jedenfalls sind die Baubienen dadurch ständig beschäftigt und die Drohnen, die nicht schlüpfen durften, drängen auch nicht ins Volk.

Die Bedeutung der Drohnen im Volk und deren Wirkung auf die Abläufe im Volk scheint mir in der Forschung noch unterbelichtet: Nach eigenen Beobachtungen gehe ich davon aus, dass die Drohnen bei der Fütterung im Gegenzug auch Pheromone im Volk verteilen und die Schwarmneigung dadurch forcieren. Die aktuelle Lehrmeinung schreibt aber vor allem den Ammenbienen und deren Futtersaftüberschuss eine schwarmtreibende Bedeutung zu. Das muss kein Widerspruch zur alten Lehrmeinung mit den unterbeschäftigten Baubienen sein, da längst bekannt ist, dass die Arbeitsfolge nicht allzu starr ist und jede Biene am 12. Tag nach dem Schlupf auch Baubiene würde. Wenn nämlich einerseits genügend Ammenbienen, aber andererseits auch Baubedarf vorhanden sind, entwickeln sich die Wachsdrüsen eben etwas früher und der Überschuss an Ammenbienen wird durch flexible Arbeitsteilung im Volk auch gebremst. 

Auch das Alter der Königin spielt bekannter Weise bei der Schwarmneigung eine Rolle. Viele halten daher nur junge Wirtschaftsköniginnen auf dem Bienenstand und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist das gerade bei Berufs- und Nebenerwerbsimkereien auch nachzuvollziehen: Die Honigerträge sind i.d.R. höher und die Arbeit mit schwarmlustigen Bienen geringer. Bei uns ist es eher ein Anflug von Sentimentalität und Tierliebe, dass wir die Königinnen mit ins zweite und oft auch dritte Wirtschaftsjahr nehmen. Nur bei stechlustigen sind wir unbarmherzig: Sollte sich eine Begattung durch falsche Drohnen derart zeigen, wird direkt umgeweiselt! 

#imkern #Brutwabe #bestifteter Weiselnapf
Ein stehendes Ein in der aufgebogenen Weiselzelle verrät die Schwarmlust. In weiteren Weiselzellen finden sich zeitgleich bereits Rundmaden (siehe Film unten).

Mit der Natur, nicht gegen sie!

Hat sich das Volk demokratisch zur Teilung entschlossen und selbst die Königin durch Eiablage in der Weiselzelle zugestimmt, so sollte imkerliche Gewalt das Vorhaben nicht vereiteln, sondern begleiten! Es ist i.d.R. nämlich nicht zielführend, wie z.T. noch propagiert, mehrfach alle Weiselzellen auszureißen, da das beiden Seiten viel Arbeit macht und die imkerliche Tätigkeit gegen die der Bienen gerichtet ist. Zu schnell wird dabei gerade von Anfängern, aber selbst von Profis eine Zelle übersehen, die auch einmal an der Beutenwand oder sonst wo hängen kann und es kommt so doch noch zu einem Schwarm.

#Bienenkönigin
Die Königin verbleibt beim Weiselflugling am alten Standort, der Brutraum hingegen wird verrückt.

Schwärme nicht verklären!

Wer nun den Schwarmakt als solchen verklärt, hat die natürlichen Zusammenhänge nicht verstanden und verschleiert oft genug imkerliche Inkompetenz hinter vorgeschütztem Naturidealismus: Keine alte Königin fliegt freiwillig das Volk anführend voran, sondern wird basisdemokratisch regelrecht hinausgeworfen. Sie taucht oft erst auf dem Flugbrett auf, wenn ein Großteil der Bienen schon außerhalb des Volkes in einer schwirrenden Wolke wartend den Ton angeben. Der abziehende Schwarm bleibt bis zur Auffindung einer neuen Behausung, der in Ermangelung naturbelassener Urwälder kaum noch zu finden ist, schutzlos.

In unserer dicht besiedelten Gegend und insbesondere in Stadtimkereien sind Schwärme unbedingt zu verhindern: Durch sie kommt bisweilen der Verkehr zum erliegen und Anwohner oder Passanten fühlen sich belästigt. So gewinnen wir kaum Sympathie und Verständnis für die Imkerei. Auch das Einfangen in gefährlichen Höhen ist selbst unseren sportlichen Jungimkerinnen und Jungimkern unter dem Aspekt des Selbstschutzes nicht uneingeschränkt zu empfehlen.

Aber auch Schwärme, die in wohnbaulichen Hohlräumen eine neue Behausung finden, verursachen meist Ärger und Kosten oder bleiben unentdeckt ein Seuchenrisiko für umliegende Imkereien.

#Bienen #Königinnenflugling
Königinnenflugling wird vorbereitet.

Fast wie ein Schwarm!

Wer das bisher Gesagte beherzigt, kommt zu dem Schluss, dass er den Bienen, die ausziehen wollen, samt der alten Königin fürsorglich ein neues Zuhause bereitstellen sollte. Wenn die Königin mit einem farbigen Punkt gekennzeichnet ist, fällt das Auffinden der Königin in der Regel recht leicht. Wenn das nicht gelingt, ist das auch nicht schlimm: Man hängt dann eine Wabe mit weit gediehener Weiselzelle statt der Königin in den Flugling und bildet einen Zellenflugling. Hierfür kann man auch, falls vorhanden, eine Zuchtzelle nehmen. Sie muss nicht aus dem Volk entstammen, das vielleicht gar nicht so zuchtwürdig ist.

Der Königinnenflugling ist aber eleganter und sicherer (s.u.) und kommt dem natürlichen Schwarm am nächsten. Viele sprechen daher auch von der Vorwegnahme des Schwarms. Der Flugling heißt so, weil die am alten Standort eingeflogenen Bienen dort wieder hinfliegen, wenn man den Brutraum verstellt. Mit einem Schlag teilt sich somit das Volk, wobei die flugfähigen Sammelbienen beim Flugling landen. Dort sollte daher auch über dem Absperrgitter der Honigraum platziert werden. Die Bienen sammeln in der Regel eifrig weiter. Im verstellten Brutraum müssen Futterwaben verbleiben, weil zunächst die schon eingeflogenen Flugbienen fehlen. Aber schon nach wenigen Tagen sind neu eingeflogene Bienen auch beim "Brutableger" zugange, die gestern noch Innendienst hatten. Die entnommenen Waben werden möglichst durch Mittelwände oder Baurahmen ersetzt, damit auch die Baubienen wieder etwas zu tun haben. Die Zellen brauchen dort nicht gebrochen zu werden: Da beim Schlupf der nächsten Königin kaum noch Flugbienen vorhanden sind, wird sich kein Schwarm zusammenrotten können. Vielmehr sieht sich die geschlüpfte Königin und ihr Gefolge genötigt, die Konkurrentinnen zu beseitigen. Auch das ist ein natürlicher Vorgang im abgeschwärmten Bienenvolk.

#Bienen #imkern #Absperrgitter
Das Absperrgitter und der Honigraum kommen über den Flugling! Die Flugbienen können so direkt weitersammeln.

Etwas heikler kann bei regnerischem kühlen Wetter der Zellenflugling sein: Wenn dann nämlich der verstellte Brutraum seine Flugbienen nicht verliert, könnte die alte Königin vielleicht doch noch beim nächsten Sonnenschein schwärmen wollen. Die Gefahr ist deutlich geringer, wenn "nur" Weiselzellen, aber keine Vollweisel im verstellten Brutraum verbleiben, da mehr Zeit zum Abfliegen der Altbienen bleibt, bis tatsächlich eine neue Königin geschlüpft und flugbereit ist.

 

Variante bei Materialknappheit 

Wenn kaum zusätzliche Materialien vorhanden sind, um solche Volksteilungen vorzunehmen, kann man sich auch wie folgt behelfen: Ohne zusätzliches Bodenbrett und zusätzlichen Deckel kann man den alten Brutraum über den Flugling und den Honigraum setzen. Man legt einfach bienendicht ein Propolisgitter oder eine Folie dazwischen und lässt oben einen Abflugschlitz. Unsere selbstgebauten Holzmagazinbeuten haben daher ein Flugloch im Deckel, das freigelegt werden kann. Ein zusätzliches Magazin für den neuen Brutraum des Fluglings sowie etliche Rähmchen und ggf. Mittelwände wird man dennoch benötigen. Der Vorteil nebst der Materialersparnis ist hierbei auch, dass man keinen neuen Standplatz (Ständer) suchen muss und vielleicht sogar leichter rückvereinigen kann, wenn man will.

 

Brutlücke gewollt

Im verstellten Brutraum ohne Königin entsteht eine Brutlücke bis ggf. rückvereinigt wird oder eine neue Königin dort in Eiablage geht. Diese Brutlücke ist unter Gesichtspunkten der Varroabekämpfung bedeutungsvoll. Auch im Weiselflugling ist zumindest die Bruttätigkeit vorübergehend gebremst, wenn man dort Mittelwände statt ausgebauter Waben bietet.

 

Video zur Erklärung

Auch zu diesem Thema bieten wir nun noch filmisches Anschauungsmaterial:

vSa