Kampf der Königinnen

Es wird Zeit vom misslungenen Ausgang unserer letzten (dritten) Zuchtserie zu berichten: Von etwa einem Dutzend belarvter Wachsnäpfe, die wir dem Fünfwaben-Pflegevölkchen anvertrauten, waren nur sieben Zellen ausgezogen und gedeckelt worden. 
Die Waben hatte ich aber offensichtlich zu dicht aneinander gerückt, denn beim Auseinanderrücken der Waben blieben die Zellen teilweise an der gegenüberliegenden Wabe hängen (siehe Bild). Die Büroklammer, an der wir die selbst gegossenen Wachsnäpfe befestigt hatten, steckten bei diesen Zellen nicht mehr in der Ursprungswabe, da die Bienen Wachsbrücken zur Nachbarwabe errichtet hatten.

Das nächste Malheur zeigte sich, als wir die erhofften sieben schlupfreifen Zellen auf die Begattungsvölkchen verteilen wollten. Da auf der Arbeit zu viel los war, hatte ich einen Tag zu lange gewartet und das rächte sich nun bitterlich: Eine Königin war offensichtlich bereits geschlüpft und hatte sich sogleich an etlichen Zellen vergangen. Wenn diese seitlich aufgebissen sind, dann ist klar, dass der Imker zu spät ist.

Drei Zellen konnten wir noch retten und auf Begattungsvölkchen mit jeweils zwei Brut- und eine Futterwabe verteilen. Außerdem ließen wir dem Pflegevölchen die Königin, die sich bereits zur Siegerin erklärt hatte und die inzwischen (etwa drei Wochen später) sogar nach erfolgreichem Begattungsflug ein schönes Brutnest angelegt hat.

So schön die übernommene Methode mit den Büroklammern ist, so lernten wir jetzt auch die Nachteile kennen: Die Idee, den Platz für das Rähmchen mit den Zuchtstopfen zu sparen, ging nicht auf, da die angesteckten Näpfe offensichtlich mehr Abstand zur Nachbarwabe brauchen und außerdem kann man die Wachsnäpfe an den Büroklammern nicht "verschulen": So nennt man das Käfigen der schlupfreifen Zellen, deren konischer Holzstopfen, an dem sie hängen, einfach rechtzeitig in ein entsprechendes Loch eines kleinen Käfigs gesteckt wird, um so gerade zu verhindern, dass eine frühzeitig geschlüpfte Wiegengefährtin ihren Schwestern den Garaus macht. Man kann bei den Schlupfkäfigen getrost einen Tag länger warten und weiß dann auch sicher, wie viele Begattungs-ableger gebildet werden sollen, wenn man die Zahl der tatsächlich geschlüpften Königinnen kennt

 

Wir überlegen daher ernstlich, wie in den Vorjahren, wieder zur alten Zuchtmethode mit den Holzstopfen zurückzukehren. Die Idee mit den Büroklammern hat aber auch ihren Reiz, da sie in beliebiger Menge billig zur Verfügung stehen und nicht wie die Holzstopfen zur Wieder-verwendung umständlich gereinigt oder nachgekauft werden müssen. Allerdings müssen wir uns dann besser disziplinieren, wenn wir nicht wieder so einen Reinfall erleben wollen.

Aber ganz so schlimm war es dann doch nicht:

Die verbliebenen Königinnen, sind schön geschlüpft und inzwischen erfolgreich begattet und eifrig am Eierlegen. Auf dem nebenstehenden Bild sieht man, wie eine Weiselzelle aussieht, aus der eine Königin geschlüpft ist. Häufig steht sogar noch der Zelldeckel wie bei einer geöffneten Konservendose offen.

Überhaupt war der Begattungserfolg wohl aufgrund des guten Wetters dieses Frühjahr recht hoch: Von insgesamt etwa zwanzig Königinnen, die wir inclusive der Schulimkerei dieses Jahr in ihre "Flitterwochen" schickten, sind nur zwei nicht zurückgekehrt bzw. nicht in Eiablage gegangen. Für diesen 90%igen Begattungserfolg sind wir unserem Schöpfer dankbar, der das bis heute weitgehend unerforschte Wunder mit den Drohnensammelplätzen, zu denen die Königinnen und ihre Begleitzofen wie selbstverständlich finden, wunderbar fügt.             

 vSa