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Varroabehandlung im Winter

Die Flüssigkeit wird im geschlossenen Behältnis im Warmwasserbad auf Handwärme (ca. 30 bis 35° C) gebracht.
Die Flüssigkeit wird im geschlossenen Behältnis im Warmwasserbad auf Handwärme (ca. 30 bis 35° C) gebracht.

Der Milbe den Kampf angesagt

Die Varroa-Milben belasten seit Mitte der 1970er Jahre auch die Bienenvölker in Deutschland und die Imkereien sind behördlich angehalten, dagegen mit zugelassenen Mitteln vorzugehen.

 

Bezugsmöglichkeiten

Über den örtlichen Imkerverein sollte man frühzeitig die benötigte Menge an Behandlungsmitteln vorbestellen, um sie kostengünstig zu beziehen und zur rechten Zeit zur Verfügung zu haben. Ansonsten kann man sie auch selbst über die Apotheke oder das Internet beziehen.

 

Vorbilder aus der Natur
Die Zeiten mit rückstandsbelastenden Medikamenten sind vorbei: Auch wir verwenden ausschließlich organische Säuren, die bereits in der Natur vorkommen. Oxalsäure (Kleesäure) kommt auch in Lebensmitteln wie Spinat, Rhabarber und im Sauerampfer oder Sauerklee vor, den wir in der Natur finden und gerne verzehren. Dennoch sorgt der weite zeitliche Abstand bis zur nächsten Honigernte und die Behandlung ausschließlich im Brutraum dafür, dass der Honig erst gar nicht in Kontakt mit dem Mittel kommt!

Ableger im Schnee: Ist der erste Frost über die Völker gegangen, sind sie spätestens drei Wochen später aus der Brut.
Ableger im Schnee: Ist der erste Frost über die Völker gegangen, sind sie spätestens drei Wochen später aus der Brut.

Den richtigen Zeitpunkt erwischen!

Entscheidend für die Oxalsäurebehandlung ist, dass die Völker brutfrei sind. In der Regel ist dies drei Wochen nach den ersten Frosttagen der Fall.  Wie auf dem Bild zu sehen ist, waren unsere Völker sogar schon schön eingeschneit.

 

Es darf draußen aber auch nicht zu warm sein, damit die Völker schön in der Wintertraube sitzen. Laut Beipackzettel soll man aber auch nicht unter +3°C behandeln, wahrscheinlich um Verkühlungen bei der Flüssigkeitsbehandlung zu minimieren, was aber nicht so entscheidend ist. Schließlich soll es auch nicht regnen oder schneien, wenn die Völker frei aufgestellt sind, und natürlich will man bei Tageslicht behandeln, weswegen die Werktage für Berufstätige in der dunklen Jahreszeit auch schwierig sind. Wer zu lange wartet, läuft aber Gefahr, dass die Bienen wieder in Brutpflege gehen, wenn die Tage wieder länger werden. Und wenn die Brut erst gedeckelt ist, verstecken sich auch schon wieder Milben in der Brut, die sich dort vermehren, so dass der Behandlungserfolg rapide fällt. Wir haben den vierten Advent zu einem Ausflug an die Bienen genutzt und sämtliche Völker an drei Ständen (auch am Heimatstand) behandelt. Die Behandlungsdauer pro Volk ist dabei nur eine Minutensache, wenn sich zwei Personen zuarbeiten.

Ein paar alte Kindersocken halten die Flüssigkeit wohltemperiert.
Ein paar alte Kindersocken halten die Flüssigkeit wohltemperiert.

Vorbereitung der Behandlungsflüssigkeit

Die Oxalsäure wird als 3,5%ige Oxalsäuredihydrat-Lösung benötigt. In den Behälter muss man nur noch die ebenfalls mitgelieferte und vorportionierte Zuckermenge (Haushaltszucker) mischen. Das macht man aus Haltbarkeitsgründen aber erst unmittelbar vor der Behandlung, wobei der zugerührte Zucker auch vorher warm gelagert sein sollte.

Damit das handwarm vorgewärmte Gemisch (siehe Bild oben) nicht gleich wieder im Freien abkühlt, ziehen wir ein paar alte Kindersocken über den Behälter und schlagen diese um, so dass die Öffnung unverhüllt bleibt. Der Deckel wird aber jedes Mal, wenn die Spritze aufgezogen wurde, gleich wieder aufgelegt, damit nicht dort die Wärme entweicht.

Säurefeste Handschuhe sind beim Umgang mit Säuren notwendiger Selbstschutz!
Säurefeste Handschuhe sind beim Umgang mit Säuren notwendiger Selbstschutz!

Behandlungsmenge

Von der fertigen Lösung (500 ml) werden pro Behandlung je nach Volksstärke 30 bis 50 ml aufgezogen (5 bis 6 ml pro besetzter Wabengasse). Da wir einen hohen Anteil an Jungvölkern (einwinterungsfähige Ableger) haben, kommen wir mit der mittleren Dosis von 40 ml pro Volk im Schnitt gut aus, so dass die Menge eines Behälters für 12 bis 13 Völker reicht.

 

Optimierung der Spritze und des Träufelns

Die hier gezeigte Spritze wird ebenfalls im Gebinde des Lieferanten (Serumwerk) mitgeliefert. Bei Oxuvar von Andermatt BioVet, einem anderen Anbieter des Mittels,  ist sie meines Erinnern nicht im Lieferumfang der Standardpackung, man kann sie aber mitbestellen oder bekommt sie auch leicht in jeder Apotheke. Damit die Flüssigkeit im feinen Strahl die Bienen trifft und die Tropfen nicht zu dick sind und durchfallen, kann man eine Pipettenspitze oder noch besser etwas dickere Kanüle (aber Vorsicht: Verletzungsgefahr) aufsetzen, die man sich extra besorgen muss. Da ich dieses Jahr eine zu dünne Kanüle erwischt hatte, durch die die zuckrige Flüssigkeit sich kaum noch drücken ließ, musste ich umdisponieren: Die Spitze der Spritze habe ich wenigstens mit einer Flachzange zugedrückt.

Bei zweizargiger Überwinterung kann ein Ankippen der oberen Zarge zur Behandlung notwendig sein.
Bei zweizargiger Überwinterung kann ein Ankippen der oberen Zarge zur Behandlung notwendig sein.

Träufelmethode

Bei der hier beschriebenen Träufelmethode fährt man mit der Spritze zügig und dabei mehrfach die besetzten Wabengassen ab, während der Stempel der Spritze gedrückt wird und sich die Flüssigkeit dadurch auf den Bienen verteilt.

Bei einzargigen Ablegern ist das einfach und auch bei den meisten zweizargigen Vollvölkern saßen dieses Mal die Bienen so weit oben, dass man die Traube schön sehen und direkt nach Abheben des Deckels behandeln konnte.  Vereinzelt muss aber, wie hier gezeigt, das obere Magazin angekippt werden, wodurch die Bienentraube kurzfristig geteilt wird. Da wir die Behandlung zu zweit durchführen, ist das kein Problem. So kann auch schon einer das Volk öffnen, während der andere die Spritze aufzieht. Das Volk steht keine Minute offen und wird kaum gestört.

Bodenschieber geschlossen halten!

Natürlich bleibt bei der Behandlung der Bodenschieber geschlossen, weil auf dem Bodenbrett später die abgefallenen toten Milben ausgezählt oder geschätzt werden, um den Behandlungserfolg zu belegen. Die Behandlung wird mit Datum, Standort der Bienen, Mittel und Menge ins sogenannte Bestandsbuch eingetragen! Eine Behandlung mit einem amtlich zugelassenen Mittel, wie hier beschrieben, ist auch Voraussetzung, um ein Gesundheitszeugnis im nächsten Frühjahr ausgestellt zu bekommen, das wiederum Voraussetzung für Wandergenehmigungen (z.B. in die Rapstracht) oder beim sonstigen Verbringen von Bienenvölkern (z.B. Vekauf) ist.

Bei allen Debatten um Varroa-Toleranz-Zucht und natürlicher Auslese halten wir ein Unterlassen der Winterbehandlung auch gegenüber benachbarten Imkereien bei unserer Bienenbesatzdichte für unverantwortlich: Sie dient der notwendigen "Restentmilbung"!

vSa