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Winterfutter: Wovon leben die Bienen im Winter?

Besonders einfach ist das Auffüttern über spezielle Futterzargen, in die das Zuckerwasser gegossen wird: Die ersten Bienen (hinten im Bild) haben den Aufstieg bereits gefunden.
Besonders einfach ist das Auffüttern über spezielle Futterzargen, in die das Zuckerwasser gegossen wird: Die ersten Bienen (hinten im Bild) haben den Aufstieg bereits gefunden.

Im Sommer wird aufgefüttert:

Die Bienen leben jetzt von eingelagerten Vorräten, die ihnen bereits direkt nach dem Abschleudern im Juli als Zuckerwasser offeriert wurden. Wie den Nektar aus der Natur müssen die Bienen dieses Zuckerwasser aber noch umarbeiten: Sie dicken die Flüssigkeit ein und invertieren den Zucker, bevor sie damit die Zellen der Waben füllen und deckeln.

 

Gefüttert wird in mehreren Portionen: Direkt nach dem Abschleudern erfolgt die erste Gabe. Während der Ameisensäurebehandlung (gegen die Varroamilbe) wird nicht gefüttert. Danach kann fertig aufgefüttert werden, so dass die Bienen i.d.R. bereits im August sämtliche Wintervorräte eingelagert haben.

Nicht ganz so komfortabel geht es bei unseren selbstgebauten Holzbeuten: In einem aufgesetzten Leermagazin wird eine Futterschüssel mit Astwerk als Aufstiegshilfen geboten. Die Schüssel aus PP (lebensmitteltauglich) gibt es für 2,29 € im Baumarkt.
Nicht ganz so komfortabel geht es bei unseren selbstgebauten Holzbeuten: In einem aufgesetzten Leermagazin wird eine Futterschüssel mit Astwerk als Aufstiegshilfen geboten. Die Schüssel aus PP (lebensmitteltauglich) gibt es für 2,29 € im Baumarkt.

Keine Fertigfuttermittel!

Viele Imkereien sind dazu übergegangen, fertige Bienenfuttermittel (z.B. auf Weizenbasis) über den Fachhandel zu beziehen und zu verfüttern. Über den Verein können ganze Tanklastzüge Sammelbestellungen bedienen, wodurch das Futter auch besonders preisgünstig wird. Da man sich das Anrühren spart, ist es natürlich auch besonders einfach in der Handhabung. Durch spezielle Herstellungsverfahren (Säureinversion) ist der Zucker zudem bereits günstig aufgespalten, so dass die Bienen das Futter sehr schnell aufnehmen und einlagern. Was viele nicht wissen: Durch dieses Herstellungsverfahren der Säureinversion ist auch die Gefahr erhöhter HMF-Werte gegeben. Das schädliche HMF (Hydroxymethylfurfural) steigt schnell über zulässige Grenzwerte, wenn thermische Einwirkungen (Wärme) beim Transport oder der Lagerung  noch dazukommen. So ein heißer Sommer wie 2018 wirkt da besonders fatal, wenn die Behältnisse teils über Wochen irgendwo in der Wärme stehen, bevor das Futter zum Einsatz kommt. Für die Winterbienen, die dann den ganzen Winter von dem belasteten Futter leben sollen, kann das tödlich enden!

Siehe hierzu auch: Warnung des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

In einem Met-Gärfass mit Ablaufhahn wird das Zuckerwasser für die Bienen angerührt. Als Rührer dient ein Alu-Paddel vom Schlauchboot.
In einem Met-Gärfass mit Ablaufhahn wird das Zuckerwasser für die Bienen angerührt. Als Rührer dient ein Alu-Paddel vom Schlauchboot.

 

Zuckerwasser selbst anrühren!

Hauptsächlich wegen der geschilderten HMF-Gefahr, aber auch aus pädagogischen Gründen rühren wir das Zuckerwasser mit normalem Haushaltszucker selbst an. Die Kinder sind begeistert bei der Sache, "ihre" Bienen so praktisch und erlebbar versorgen zu dürfen. (Das ist etwas anderes, als das fertige Futter aus einem Container abzufüllen.) 

 

Im Wechsel werden zunächst ca. 5l warmes Wasser aus einer kleinen Gießkanne, die so ins Waschbecken passt, mit jeweils 7 kg Zucker verrührt, was in etwa dem idealen Verhältnis von 3:2 entspricht. Umgerührt wird mit dem Paddel im Fass, so dass schnell größere Mengen hergestellt werden können.

 

Der Haushaltszucker (Saccharose) muss von den Bienen selbst in Fruktose und Glukose aufgespalten werden. Dafür gibt es aber keine HMF-Gefahr (s.o.). 

 

Wir haben auf diese Weise in diesem Jahr 28 Völker (incl. Bienen der Schulimkerei) aufgefüttert, was gut zu leisten war, da die Bienenvölker auf verschiedene Stände verteilt sind und nicht alle am gleichen Abend aufgefüttert werden mussten. So konnten beispielsweise auch die Futterzargen nacheinander an zwei Ständen zum Einsatz kommen, da wir noch etwa zehn Segeberger Kunststoffbeuten, aber nur fünf von den passenden praktischen Futterzargen haben.

 

Die meisten Völker sitzen in Holzmagazinen und werden mit Eimern oder Wannen mit Kletterhilfe aufgefüttert. Die umgestülpten Vakuumeimer nutzen wir seit letztem Jahr nicht mehr: Die Bienen kommen zwar direkter von unten ans Futter, aber die Eimer sind uns wiederholt ausgelaufen, da sie über die Jahre unmerklich undicht werden und irgendwie Luft ziehen. Ich hatte allerdings einzelne Eimer über dreißig Jahre in Gebrauch, so dass deren lange Haltbarkeit ohnehin verwunderlich ist.

Futterteig wird in der Wanne des Entdecklungsgeschirrs aus eigenem Honig und Puderzucker selbst hergestellt.
Futterteig wird in der Wanne des Entdecklungsgeschirrs aus eigenem Honig und Puderzucker selbst hergestellt.

Futterteigherstellung

Im Sommer benötigen wir für unser Schaubienenvolk sowie für kleinere Begattungseinheiten und beim Verschluss von Zusetzkäfigen beim Umweiseln usw. auch Futterteig, den wir ebenfalls selbst herstellen. Hierzu nutzen wir den eigenen Tropfhonig, der vom Entdecklungswachs in die Schüssel tropft und rühren dort Puderzucker zu, bis sich ein fast trocken anfühlender Teig ergibt.

 

Fütterungen mit Futterteig mindern die Räubereigefahr, da fremde Bienen oder Wespen sich nicht "schnell" vollsaugen können. Futterteig schwappt auch nicht aus. Daher nimmt man ihn gerne bei kleinen Begattungseinheiten, die auf einen anderen Stand verbracht werden. Wir gehen aber zunehmend dazu über, gleich größere Einheiten mit mehreren Waben zu bilden, die man auch flüssig füttern kann. 

Das geschlossene Fass kann leicht im Auto transportiert werden. Als Sockel dient hier ein mitgeführtes Leermagazin samt Deckel.
Das geschlossene Fass kann leicht im Auto transportiert werden. Als Sockel dient hier ein mitgeführtes Leermagazin samt Deckel.

Auffütterung am Außenstand

Transportiert wird das Zuckerwasser natürlich im verschlossenen Fass. Auf einen Sockel gestellt kann über den Ablaufhahn die gleiche Gießkanne wieder befüllt werden, mit der dann die oben beschriebenen Behältnisse in den Bienenstöcken versorgt werden.

 

Über die Gießkanne kann man auch leicht portionieren: Wir rechnen pro Volk 14 kg Trockenzucker bzw. 18 l fertiges Zuckerwasser (s.u.), das i.d.R. in zwei Portionen à 9 l gereicht wird. Wenn man die Futterbehältnisse kennt, kann man bis zur entsprechenden Füllstandsmarke auch direkt schneller aus dem Faß gießen. Für Kinder ist die Handhabung mit der Gießkanne aber einfacher und beim zweiten Mal geht es ohnehin in der Futterschüssel nur mit vorsichtigem Strahl, um die dort noch befindlichen Bienen nicht zu ertränken. Um unkontrollierte Futterverluste durch z.B. stille Räuberei oder Fütterungsirrtümer bei mehreren Personen zu vermeiden, wird das Gewicht aller Völker im August nach der Auffüterung noch einmal durch Ankippen bzw. Anheben kontrolliert. Im Zweifel dient eine Kofferwaage als Hilfe.

 

Gefüttert wird stets am Abend, damit sich die Aufregung am Stand bald legt und die Räubereigefahr minimiert wird!

Ggf. sind auch die Fluglöcher der Volksstärke anzupassen und mindestens bei Ablegern bzw. Jungvölkern die Flugöffnungen entsprechend einzuengen, damit sich diese gegen Futterräuber zur Wehr setzen können.

(Bei einer zwischenzeitlichen Behandlung der Völker mit Ameisensäure gegen die Varroa-Milbe sind die Fluglöcher aber wieder voll zu öffnen, damit sich die Dämpfe nicht stauen.)

Haushaltszucker vom Discounter wartet trocken gelagert auf seinen Einsatz. Die Dame an der Kasse staunt nicht schlecht, wenn wir vorgeben, einen Kuchen backen zu wollen.
Haushaltszucker vom Discounter wartet trocken gelagert auf seinen Einsatz. Die Dame an der Kasse staunt nicht schlecht, wenn wir vorgeben, einen Kuchen backen zu wollen.

 

Streitfrage der Zuckermenge

Der Futterbedarf hängt von vielen Faktoren ab und entsprechend strittig ist auch die Frage des Futterbedarfs.

 

Viele halten heute dauerbrütende Großvölker, deren Problematik ich bereits an anderer Stelle aus betriebstechnischer Sicht und Aspekten der Varroa ausgeführt habe. Weiter unten dazu noch mehr. Wenn zu den Großvölkern noch ungünstige Standorte dazu kommen, bei denen es vor allem im zeitigen Frühjahr an Nektarquellen mangelt oder ohnehin mit besonders langen Wintern zu rechnen ist, dann ist der Futterbedarf ggf. höher als es unsere hiesigen Erfahrungswerte belegen.

 

Wenn man hingegen den Bienen die Honigvorräte im Brutraum belässt bzw. die Ableger bereits zur Entwicklung mit Futtergaben aufgepäppelt hat, dann reichen 14 kg zur Winterfütterung bei unseren regional angepassten Völkern. 

 

Vierte Auflage von 1943 (dritte Kriegsauflage)
Vierte Auflage von 1943 (dritte Kriegsauflage)

Entwicklung der Futtermengen seit dem Krieg

Zucker war früher teuer und rar. Entsprechend sparsam ging man auch als Imker mit diesem Rohstoff um. Geimkert wurde meist in Hinterbehandlungsbeuten, die nicht beliebig erweiterbar waren, wie es die heutigen Magazinbeuten sind. Man hielt entsprechend kleine Völker und züchtete von diesen nach. Überwintert wurde stets einräumig und eingeengt sowie eifrig mit Filz, Zeitung oder Pappe gedämmt.

Bei Fr. Th. Otto "Grundschule des Imkers", das 1938 erstmalig erschien, wird in der Kriegsauflage von 1943 der gesamte Futterbedarf eines Bienenvolkes (incl. Eigenvorräte an Honig) mit 7 bis 10 kg bis zum Frühjahr angegeben (vgl. ebda S. 41).

 

Dieses Buch ist mir besonders ans Herz gewachsen: Schon zu DDR-Zeiten habe ich es von meinem Cousin erhalten, der im Osten imkerte, während ich im Westen (damals noch im Saarland) meine Hobby-Imkerei betrieb.
Dieses Buch ist mir besonders ans Herz gewachsen: Schon zu DDR-Zeiten habe ich es von meinem Cousin erhalten, der im Osten imkerte, während ich im Westen (damals noch im Saarland) meine Hobby-Imkerei betrieb.

Der Osten bleibt knausrig:

Vorhandene Futterreserven, also Eigenvorräte des Volkes an Honig, wurden nach alter Praxis stets sorgfältig geschätzt und von der noch aufzufütternden Menge in Abzug gebracht. So auch H. Borchert in Kap. 5 des Standardwerks für die (Berufs-)Imkerausbildung der DDR "Grundwissen für Imker" (Ostberlin 1981). Er warnt dort zudem "bei zu reichlicher Fütterung" vor einem "schlechten Wintersitz". Laut diesem "Lehrbuch für die sozialistische Berufsausbildung" (so der Untertitel des unter Federführung von Dr. H. Kettner erschienenen Werkes) reichen 8 bis 10 kg in einer "gut gedämmten" Beute. Es sollen daher unter Berücksichtigung der vorhandenen Futterreserven die Völker auf 9kg Winterfutter gebracht werden.

Der Westen rüstet auf:

Etwa zeitgleich (1980) bringt Karl Weiß in München das Buch "Der Wochenend-Imker" heraus: Er gibt den Futterbedarf mit 14 kg an und schlägt bei einfachwandigen Holzbeuten noch großzügig 2 kg auf, so dass er insgesamt auf maximal 16 kg Futterbedarf kommt. Er warnt aber ausdrücklich davor, 20 kg oder mehr aufzufüttern und sieht hierin eine Anlehnung an "falsch verstandene amerikanische Verhältnisse". Zusammen mit Edmund Herold hat Karl Weiß auch die "Neue Imkerschule" verfasst, in deren 7. Auflage von 1985 die Bedarfsmenge "je nach Überwinterungsart" mit 10 bis 15 kg Zucker beziffert wird, "wenn es keine nennenswerten Eigenvorräte" gibt. 

 

Auswirkung neuer Rassen auf den Futterverbrauch: Vom Hüngler-Typ zum Dauerbrüter

Durch staatliche Zuchtprogramme war im Osten die Carnica-Zucht vorgegeben und straff organisiert, so dass es dort faktisch auch in den 1980er Jahren keine andere Bienenrasse gab. In Westdeutschland hatte sich ebenfalls die Carnica-Zucht durchgesetzt.  Ihre Zuchtlinien zeichnen sich dadurch aus, rechtzeitig aus der Brut zu gehen und entsprechend wenig Futter zu verbrauchen. Ich selbst hätte mir in den 1980er Jahren nicht erlauben dürfen, andere Bienen zu halten: Der imkerkollegiale Druck war enorm, da man den damals noch verbreiteten stechwütigen Mix loswerden wollte. 

Dieses sehr interessante Werk von 1889 ist 2015 im Fachbuchverlag Dresden als Nachdruck erschienen.
Dieses sehr interessante Werk von 1889 ist 2015 im Fachbuchverlag Dresden als Nachdruck erschienen.

Es ist jedoch eine Fehlannahme, dass erst die Carnica-Zucht nach dem Krieg die einheimische mellifera mellifera verdrängt habe und dass es sich bei den Stechern vornehmlich um die alte angestammte Biene gehandelt habe: Sämtliche europäischen Gesellschaften, allen voran die kolonialen Großmächte und deren intellektuelle Gesellschaft, experimentierten schon hundert Jahre vorher eifrig mit ausländischen Bienen und züchtete munter drauf los und exportierten auch ihre Züchtungen. Das nebenstehende Werk bietet einen interessanten Einblick in die damals zu Zuchtzwecken importierten sowie die einheimischen Rassen. Zuchtstämme der Italienerbiene erfreuten sich weltweit großer Beliebtheit. Das Thema führt uns hier aber zu weit zurück und ich verweise die Interessierten nur auf folgenden allgemeinen Artikel:

Akklimatisationsvereine in der zweiten Hälfte des 19.Jhds.

Bruder Adam jedenfalls war nicht der erste experimentelle Bienenzüchter und es ist gut denkbar, dass er bereits in seiner Jugend in Deutschland damit in Berührung kam. Seine oft als "Kunstrasse" bezeichnete Buckfast konnte sich spätestens nach der Wende in Deutschland verbreiten und erfreut sich vor allem unter Berufsimkern großer Beliebtheit, da sie durchgängig in großer Volksstärke zur Verfügung steht, dafür allerdings auch fast permanent brütet, selbst bis weit in den Herbst hinein. Für Berufsimker, die durch ihr Management mit mehrfachen Wanderungen den Bienen ein durchgängiges Trachtband  mit Massentrachten servieren können, gewiss eine geeignete Biene.  

Ich selbst kam erst 1999 mit der Buckfast in Berührung, als ich mit meiner Carnica nach Norddeutschland zog und wiederum deswegen bei ansässigen Buckfast-Imkern aneckte. Ich habe daher auch bereitwillig die Buckfast erprobt, die sich aber für meine lokalen Trachtverhältnisse weniger eignet: Nach der Frühtracht aus Obstblüte schließt sich in unserer Agrarwüste oft eine mehrwöchige Trachtlücke bis zur Lindenblüte an. Da fressen die großen Völker ihre Vorräte wieder auf oder man muss sie gleich abschleudern und eine Zwischenfütterung veranlassen. Entsprechendes wird heutzutage auch ausdrücklich in den Fachjournalen empfohlen, da viele Hobbyimker dem Trend zum Großvolk gefolgt sind, ohne deren individuelle Eignung zu reflektieren. Eine lokal angepasste Biene, die ohne Zwischenfütterung auskommt und statt dessen noch Läppertrachten ausnutzt, ist mir da persönlich lieber. Daher züchten wir heute von Bienen nach, die ein ortsansässiger Imker meinem Sohn verkaufte, bevor er selbst seinem Krebsleiden erlag.

Man muss diese theoretischen Hintergründe kennen, um zu verstehen, warum inzwischen ernsthaft empfohlen wird "mindestens 20 kg Zucker" aufzufüttern. Es war die Juli- oder Augustausgabe der biene 2016 (heute aufgegangen in "bienen&natur") auf S. 7, die mich aufhorchen ließ: Der Trend zu dauerbrütenden Großvölkern macht die Futterkalkulation schwierig und man geht lieber auf Nummer sicher. Denn wenn der Winter einmal vier oder fünf Wochen länger dauert, der Frost zurückkommt, dann zehrt ein bereits brütendes Volk enorm! Nicht selten kommt es dann auch zum sogenannten "Futterabriss", da das Volk die Brut wärmen muss und wegen der Kälte nicht zum weiter entfernt noch befindlichen Futter im Stock gelangen kann.

 

Überschüssiges Futter wieder entnehmen!

Leider versäumte besagter Artikel den wichtigen Hinweis, mit dem ich hier enden werde: Die Futterüberschüsse müssen aus den Völkern auch wieder entnommen werden, bevor die Honigräume aufgesetzt werden! Die vollen Futterwaben müssen irgendwie zwei bis drei Monate bienendicht und mottensicher verwahrt werden, bevor man sie ggf. in Ablegern als Futtervorrat nutzen kann. Besser ist aber, es fallen kaum Überschüsse an! Vor allem Futter, das aus säureinvertiertem, industriell hergestelltem Futtersirup eingelagert wurde (s.o.), sollte man jetzt lieber vernichten, da die HMF-Gefahr (s.o.) weiter anwächst. Man tut seinen Ablegern sonst einen zweifelhaften Gefallen. Auch das Einschmelzen solcher Futterwaben zur Wachsgewinnung ist schwierig und energieaufwändig, da das ganze Futter mit erhitzt werden muss.

 

Schwieriger noch ist der Umgang mit den dicken Futterkränzen auf den schon bebrüteten Waben: Sie müssen mit dem Stockmeißel aufgeritzt werden, damit die Bienen das Futter umtragen und in Brut umsetzen. Spätestens, wenn der Honigraum aufgesetzt wird, werden die Bienen nämlich das Brutnest nach oben ausdehnen. Wenn ein Abspergitter eingelegt ist, endet das Brutnest oft dort oder kurz darunter. Futter (auch Winterfutter), das den Bienen bei der Ausdehnung des Brutnestes im Weg ist, wird in die neu gebotenen Waben (Honigraum) umgetragen, da der Vorrat möglichst nah über der Brut gelagert wird.

 

Der Imker, der viel aufgefüttert, aber schlecht entnommen hat, freut sich über den vermeintlich frühen und großen Honigsegen. Da diese umgetragenen Futterreste mit neu eingetragenem Nektar vermischt werden, merkt das leider keiner. (Früher konnten sich Imkerkollegen noch über rosafarbenen Honig wundern, als es verbilligt eingefärbten Winterzucker für Imker gab.) In den 90er Jahren habe ich einen Imker kennengelernt, der sich über hohe HMF-Werte (s.o.) bei seiner Honigüberprüfung wunderte, obwohl er versicherte, bei der Honigernte alles richtig gemacht zu haben. Für den DIB-Honig gilt der strenge Grenzwert von 15mg pro Kilogramm, der eigentlich aber nur erreicht werden kann, wenn der Honig Wärme ausgesetzt war. Meines Erachtens könnten hier Wintervorräte aus belasteten Sirupfütterungen (Fertigfutter, s.o.) in die Honigernte gelangt sein.

 

Fazit

  1. Belasst den Bienen am Rand der oberen Brutraumzarge eigene Honigvorräte (für Trachtlücken und auch für den Winter)!
  2. Rührt zur Winterfütterung lieber Zuckerwasser an, das von den Bienen selbst aufgewertet und verarbeitet wird, statt auf chemisch aufbereitetes Fertigfutter zurückzugreifen!
  3. Vermeidet Überfütterungen und orientiert euch an den tatsächlichen Bedarfs-/Erfahrungswerten eurer Bienen in eurer Region.
  4.  Haltet Bienen, die ohne Zwischenfütterungen kleine Trachtlücken überbrücken können und zeitig auch wieder aus der Brut gehen.
  5. Nehmt, falls doch einmal Zwischenfütterungen notwendig werden sollten, nur eigenen Honig, niemals Futtersirup.
  6. Entnehmt rechtzeitig überschüssiges Winterfutter und ritzt die Futterkränze über der Brut mit dem Stockmeißel auf.
  7. Pflanzt gezielt Frühblüher an eurem Bienenstand bzw. dem Winterstandort eurer Bienen an: Es gibt nebst Pollen spendenden Weiden auch welche, die besonders Nektar spenden. 

Ich bin auch bei der Winterfütterung überzeugt: Weniger ist mehr!

vSa