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Dampfwachsschmelzer selber bauen und betreiben!

Alte Waben zum Einschmelzen überm Absperrgitter in zweiter Zarge: Darunter steht der abgedeckte Wasserkocher.
Alte Waben zum Einschmelzen überm Absperrgitter in zweiter Zarge: Darunter steht der abgedeckte Wasserkocher.

Die günstige Alternative:

Statt teurer Wachsschmelzer behelfen wir uns wieder mit dem, was schon in der Imkerei vorhanden ist. Wir greifen auf alte Segeberger Kunsstoffbeuten zurück. Allerdings dürfen keine Plastik-Auflageschienen vorhanden sein. Die verziehen sich bei der Hitze. Sie müssen aus Holz oder Metall sein.

 

Als Boden nehmen wir auch den alten original geschlossenen Hartschaumboden. Er ist stark zum Flugloch geneigt und wir stellen ihn gerne noch etwas schräger, damit das Wachs schön zum Flugloch ablaufen kann.

Auf den Boden stellen wir nun den Wasserkocher, der mit einem Edelstahldeckel abgedeckt wird, der von einem alten Badezimmer-Mülleimer stammt. Das Kabel wird einfach am Rand zum Flugloch herausgeführt.

Abgedeckter Kocher auf originalem Segeberger Boden.
Abgedeckter Kocher auf originalem Segeberger Boden.

Bei dem Kocher handelt es sich um einen tatsächlich einmal als Dampferzeuger zum Wabenschmelzen gekauften Apparat, der sich aber umgebaut deutlich besser eignet: Ursprünglich wurde das Wasser außerhalb zum Kochen gebracht und der Wasserdampf über ein dünnes Schläuchlein weitergeleitet. Das war energetisch hoch fragwürdig, da das Gerät und der Schlauch natürlich bereits viel Wärme verlieren. Wir haben also einfach den Kocher in die Kiste geholt und den verschraubten Originaldeckel gegen einen lose aufgelegten Blechdeckel getauscht, so dass alles Wachs über das heiße Blech abläuft und nichts in den Topf tropft. Der Dampf kann sich so direkt unter dem Deckel herausdrücken und in der umfunktionierten Beute aufsteigen. Außerdem lässt sich der Topf so leichter befüllen.

 

Ein abgedeckter Kochtopf mit eingelegtem Tauchsieder erfüllt den gleichen Zweck. Achtet aber auf eine entsprechende Heizleistung (1800 bis 2000 W) und einen größeren Topf (mind. 3 Liter), damit ihr zügig auch mehrere Schmelzvorgänge hintereinander durchführen könnt, ohne ständig Wasser nachfüllen zu müssen. Der Tauchsieder bzw. die Heizspirale muss so kompakt sein, dass sich das in der Zarge gut unterbringen lässt. - Ein thermostatischer Wasserkocher, der sich abschaltet, funktioniert natürlich nicht. Man müsste das Thermostat ausbauen bzw. überbrücken, um das Wasser am Kochen zu halten und außerdem sind solche Geräte nicht unbedingt dazu ausgelegt, dass die Elektrik im Wasserdampf steht! Da kann man besser einen Dampf-Tapetenlöser oder Vergleichbares für die Imkerei holen und in oben beschriebener Weise umrüsten. Selbst wenn man Tauchsieder oder Dampferzeuger neu mit entsprechender Wattzahl kauft, liegt man irgendwo zwischen 30€ und 40€. Die anderen Teile haben die meisten ohnehin in der Imkerei oder man kann alte, gebrauchte Hartschaumbeuten günstig erwerben.

Heizspirale im Topf
Heizspirale im Topf

Schmelzvorgang vorbereiten:

  1. Je nachdem, ob man nur einen oder mehrere Schmelzvorgänge plant, wird mehr oder weniger Wasser in den Topf gefüllt und dieser mit dem Blechdeckel abgedeckt.
  2. Man kann nun direkt den Stecker einstecken, damit das Wasser schon aufgewärmt wird.
  3. Um den Kocher kommt eine Zarge ohne Plastikschienen! (Sie können auch einfach entnommen werden, da hier keine gebraucht werden.)
  4. Jetzt wird ein Absperrgitter aus Metall aufgelegt, auf dem beim Schmelzen der Trester hängen bleibt!
  5. Über das Absperrgitter kommt ein weitere Zarge mit Holz- oder Metall-Auflageschienen. Dort werden die zu schmelzenden Waben eingehängt oder lose Wabenteile auch einfach auf das Absperrgitter gelegt.
  6. Den Abschluss bildet ein originaler Segeberger Deckel.
  7. Vor das Flugloch wird über die ganze Breite ein zum Teil mit Wasser gefülltes Behältnis gestellt (z.B. länglicher Blumentopf).
Erfolg kündigt sich an: Wachs läuft aus dem Flugloch.
Erfolg kündigt sich an: Wachs läuft aus dem Flugloch.

Die Vorteile auf einen Blick:

Diese Art, das Wachs zu schmelzen, ist energiesparender als wohl die meisten anderen Dampfwachsschmelzer, da die Hartschaumbeute eine enorme Isolierwirkung hat und der Wasserdampf direkt in der Kiste erzeugt wird. Auch nach dem Schmelzvorgang hält die Kiste noch lange die Wärme, so dass man in Ruhe Rähmchen für Rähmchen entnehmen kann, um die noch weichen Tresterreste abzukratzen.

 

Die Beutenteile sind ohnehin in der Imkerei vorhanden und können auch noch anderen Zwecken dienen, wie bspw. als Wärmeschrank (vgl. Beitrag "Honig verflüssigen" vom 30.12.18), so dass nicht zu viel Kram herumsteht. 

Tipps:

  1. Da beim Schmelzvorgang viel Wasserdampf entsteht, sollte ein Standort gewählt werden, wo der Wasserdampf gut abziehen kann. Wir machen es daher in einem halboffenen Teil des Bienenhauses.
  2. Zum Schmelzvorgang bitte eine Zeit wählen, wenn die Bienen nicht fliegen, da diese gerade in trachtloser Zeit durch die Düfte angelockt werden können! Im Sommer also nur abends nach dem Einstellen des Bienenflugs. Ansonsten eignet sich natürlich das Winterhalbjahr, um alle Waben zu sortieren und in Ruhe auszuschmelzen.
  3. Das Bodenbrett sollte warm sein. Sonst erstarrt ein Teil des Wachses direkt auf dem Brett und man muss es dort abheben, statt es aus dem Auffangbehälter zu schöpfen. Also zumindest nicht das Bodenbrett draußen im Frost lagern oder aber vorher mit heißem Wasser übergießen!
  4. Zum besseren Ablaufen des Wachses unter den hinteren Rand des Bodenbretts noch eine Holzleiste legen: Das Bodenbrett also etwas schräger stellen!
  5. Nur eine Zarge mit Waben füllen, damit man auch alle Rähmchen im Warmen wieder entnehmen und sauber kratzen kann. Es lohnt sich nicht, eine zweite Zarge mit Waben darüber zu stapeln, zumal der Trester dann teils auf den Rähmchen der unteren Waben hängen bleibt.
  6. Bei mehreren Schmelzvorgängen kann die Restwärme leicht genutzt werden und das Wasser kocht schnell wieder, sobald der Stecker wieder eingesteckt wird. Also besser am Stück arbeiten und nicht alles zu lange abkühlen lassen.
  7. Das verklebte Absperrgitter lässt sich nach den Schmelzarbeiten mit einem Flammenwerfer (mit Feuer) einfacher reinigen, statt es umständlich mechanisch fertig zu bearbeiten.