Geduld!
Bei Kühlschranktemperaturen rühren wir besser nicht in den Bienenvölkern! Eine Ausnahme ist die Winterbehandlung gegen die Varroa mit Oxalsäure, die wir am 21.12.2019 durchführten. Da wir im Herbst Futterkranzproben entnommen und eingeschickt haben, kamen wir sogar um eine Frühjahrskontrolle herum, die sonst Voraussetzung für ein Gesundheitszeugnis ist.
Im Frühjahr braucht man etwas Geduld. Man schadet sonst den Bienen, gerade wenn man bei Wind und Kälte am Brutnest rührt.
Es reicht, wenn das Bodenbrett von den Wintertoten geleert wurde und, falls jemand Mäusegitter im Winter nutzte, diese rechtzeitig entfernte. Wir kommen, wie bereits beschrieben, durch die schmalen Flugschlitze ganz ohne Mäusegitter aus, wodurch auch die Reinigungsflüge im Winter ungehindert stattfinden können. Gerade in diesem milden Winter flogen die Bienen ja oft, so dass die kalten Gitter, durch die sich die Bienen quetschen müssen, nur gestört hätten. Am Ostersonntag, 12.3.2020, haben wir viele Völker das erste Mal geöffnet und uns zuvor auf Fluglochbeobachtungen beschränkt oder nur den Deckel gehoben und durch die Folie geschaut.
Fluglochbeobachtung und Blick durch die Folie
Durch Beobachtung des Flugbetriebes erfährt man bereits viel: Eilen pollenbeladene Bienen eifrig in den Stock, ist alles in Ordnung und das Brutnest wächst. Dort, wo die Bienen ein- und ausfliegen, sitzt auch das Brutnest, was man leicht durch das Gekrümel auf dem Bodenschieber überprüfen kann. Ist das ganz einseitig am Rand der Beute, kann man ggf. durch einen zügigen Eingriff das Nest zur Mitte rücken, damit es sich gleichmäßiger entwickeln kann und ggf. Platz schaffen, indem man bspw. auch einen weiteren Baurahmen zuhängt.
Da wir aber auch im Winter den Drohnenrahmen (ausgebaut) im Volk belassen, erübrigt sich ein frühes Eingreifen und alles nimmt seinen natürlichen Gang.
Ggf. entdeckt man ein Volk ohne Flugbetrieb und Fluglochwächter oder sogar räubernd einfliegende Bienen, die auffallend hin- und herschwanken, bevor sie im Sturzflug einfallen. Dort schaut man natürlich genauer hin und muss einen entvölkerten Kasten abends schließen bzw. entfernen, damit keine Ansteckung von ihm ausgehen kann. Auch Weisellosigkeit ist am Verhalten der Bienen leicht zu erkennen, die aufgeregt suchend an der Flugfront umherlaufen.
Beim Blick durch die Folie, sieht man, wo das Volk sitzt, wie weit es entwickelt ist, ob noch gedeckeltes Futter vorhanden ist, was auch durch ein Ankippen leicht gewichtsmäßig beurteilt werden kann, und wenn man mit dem Handrücken über die Folie fährt, fühlt man schnell den besonders warmen Bereich des Brutnestes, was ggf. auch durch Kondenswasser unter der Folie ersichtlich ist. Da erübrigt sich ein Öffnen des Volkes: Das spart den Imkern Zeit und Arbeit und den Bienen unnötige Störungen. In diesem Sinne imkern wir minimalinvasiv.
Überschüssiges Winterfutter entnehmen!
Wenn die Völker wenig gestört werden und eng und warm sitzen, entwickeln sie sich am besten. Wenn ein Ableger einzargig überwinterte, wird ein zweiter Brutraum untergesetzt. Das Brutnest bleibt oben im Warmen und kann sich bedarfsmäßig nach unten ausdehnen, wenn möglichst ausgebaute Waben im erweiterten Brutraum gegeben werden. Die meisten Völker überwintern aber bei uns zweizargig, so dass sich ein frühes Eingreifen erübrigt. Sieht es unter der Folie dann wie auf dem obigen Bild aus, so dass man erkennt, wie sich das Volk bereits um Platz bemüht, wird es Zeit! Bei warmem Wetter im deutlich zweistelligen Bereich führen wir folgende Arbeiten in einem Arbeitsgang durch:
Arbeit im April: Erweiterung und Honigraumgabe in 10 Schritten
- Bodenbrett, sofern noch nicht geschehen, entleeren, da die Bienen ihre Wintertoten auf den Gittern schlecht entfernt kriegen (sie verhaken sich).
- Volk öffnen und überschüssige Futterwaben entnehmen! Obwohl wir lediglich 14kg Zucker auffütern (im Verhältnis 3:2 selbst angerührt; ergibt eingelagert sogar etwas weniger), mussten wir gestern meist zwei voll gedeckelte Futterwaben à 2kg Futter entnehmen.
- Nur die Randwaben im Brutraum dürfen mit Futter als Reserve für schlechte Tage bleiben: Dort lagert ohnehin der Honig, den wir vor der Auffütterung erst gar nicht entnommen haben und bis dort wird selten das Brutnest ausgedehnt, so dass ein Umtragen dieser Reserven in den Honigraum unwahrscheinlich ist.
- Ersetzen der entnommenen Futterwaben durch möglichst ausgebaute und schon einmal bebrütete Waben, so dass sich das Brutnest leicht ausdehnen kann.
- Sichtkontrolle des Baurahmens auf Weiselzellen: In einem Volk fanden wir gestern bereits gedeckelte Weiselzellen und haben damit bereits den ersten Ableger gebildet.
- Zugabe eines weiteren Baurahmens und ggf. bereits Entnahme oder Ausschneiden gedeckelter Drohnenbrut zwecks Varroareduktion.
- Wachsbrücken auf den Oberträgern mit dem Stockmeißel entfernen: Leichte Rauchstöße verscheuchen zuvor die Bienen nach unten, so dass man dabei keine quetscht.
- Auflegen des Absperrgitters: Schlitze verlaufen wie die Wabengassen, um ein Passieren der Bienen zu erleichtern.
- Aufsetzen des vorbereiteten Honigraumes mit ausgebauten, aber unbebrüteten Waben und einigen Mittelwänden. (Wer keine ausgebauten Waben hat, kann auch nur Mittelwände geben. Die Bienen können dann aber nicht schon gleich den Honig dort einlagern.)
- Volk verschließen: Folie und Deckel wieder auflegen und mit Stein beschweren oder mit einem Spanngurt umschließen, damit der Deckel vom Wind nicht weggeweht werden kann.
Zeichen der Natur deuten
Die alte Imkerweisheit, dass zur Kirschbaumblüte die Honigräume gegeben werden können, hat sich zumindest bei unseren Völkern, die in Kunsstoffbeuten (Segeberger) gehalten werden, wieder bewahrheitet. In den selbst gebauten Holzkisten ist die Entwicklung, wie wir zugeben müssen, langsamer. Die gute Isolationswirkung der Kunstsoffbeute sieht man auch daran, dass z.T. tatsächlich das Brutnest bis auf die Randwabe reicht.
Die Frühjahrsentwicklung ist dieses Jahr besonders früh: Die Hasel blühte bereits im Januar, Ende Februar folgten Schlehe und einige Prunusgewächse, so auch die Ausläufer unserer Pflaume, nicht aber die darauf gepfropfte Pflaume, die erst später Ende März blühte, wie auch die Birne. Pünktlich zu Ostern zeigten sich gestern dann die ersten Kirschblüten.
vSa