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Lichtemissionen: Gefahr für Insekten!

#Lichtemissionen
Licht lockt! - Licht bedeutet Leben, oft aber auch den Tod.

Die Schönheit der Nacht

Die Dunkelheit kann so schön sein: Haben sich die Augen erst einmal an die Dunkelheit gewöhnt, nimmt man erstaunlich viel wahr. Und wenn die Augen weniger sehen, schärft dies auch das Gehör. Da ist der Ruf des Kauzes in der Nacht und über einem der unermessliche Sternenhimmel, den schon Abraham bestaunte. Die Milchstraße zieht sich wie ein weißes Band über den Himmel, die Sternzeichen prangen überdeutlich und selbst die entferntesten kleinen Himmelslichter funkeln zierlich. - Ein solcher Nachthimmel lässt sich jedoch nur auf dem Land in der Dunkelheit recht bestaunen, denn in der Stadt hängt zu viel Kunstlicht in der Luft und vernebelt den Blick!

 

Straßenlaternen

Mit Erfolg haben wir uns als verbündete Nachbarschaft durch Unterschriften und Appelle gegen die geplante und politisch wiederholt angestoßene Straßenbeleuchtung an unserer schönen Kanalstraße gewehrt. Ganz abgesehen davon, dass das mit zusätzlichen Kosten für uns Anwohner verbunden gewesen wäre, hätte das unsere Lebensqualität eher geschmälert als beflügelt. Die oben beschriebenen Schönheiten - ob im Sommer auf der Terrasse oder im Winter bei einem Spaziergang genossen - wären so nicht mehr wahrnehmbar!

In den Städten kommen viele weitere Beleuchtungselemente, wie z.B. Schaufenster oder Lichtreklamen hinzu. Man spricht hier auch von Lichtverschmutzung oder Lichtemission (von lat. emittere = aussenden, ausschütten).

 

Kunstlicht - Gefahr für Insekten

Kunstlicht stellt für nachtaktive Insekten - und das sind rund die Hälfte aller Insekten - eine besondere Gefahr dar: Sie können sich bei den Irritationen des hellen Kunstlichts nicht mehr oder nur unzureichend an den natürlichen nächtlichen Lichtquellen orientieren. Von Straßenlaternen und Außenbeleuchtungen magisch angezogen, verbrauchen sie ihre Kräfte beim unnützen Geflatter gegen das Trugbild, wo meist auch schon listige Spinnen, die längst den Dreh heraus haben, auf sie warten. Auch kann man in Städten Vögel beobachten, die gezielt die Laternen nach dort anhaftenden Insekten "abgrasen" und dabei wiederum den Spinnen das vermeintliche Futter vernaschen.

#Insektensterben #Lichtemissionen
Tragödie: Tote Honigbienen unter der nächtlichen Beleuchtung unseres Schulhauses bei der Schulimkerei.

Was viele aber nicht wissen: Auch tagaktive Insekten lassen sich gerne durch das Kunstlicht irritieren. Besonders auffällig ist das bei Hornissen, die man mit Licht bei Nacht aus ihrer Behausung locken kann. - Im schönen Odenwald schaute ich aus dem Bürofenster auf einen Apfelbaum, aus dessen Stamm Hornissen tagsüber munter aus- und einflogen. Wenn wir abends das Terrassenlicht anließen, sammelten sich ruck zuck lauter Hornissen im Lichtschein. Oft reichte die Zimmerbeleuchtung, um Hornissen ans Fenster zu locken. Die Bienenvölker, die deutlich näher an der Terrasse standen, zeigten sich jedoch nicht am beleuchteten Fenster.

Doch auch Bienen sind durchaus durch Kunstlicht gefährdet, obgleich die Reizschwelle im Vergleich zu Hornissen höher zu liegen scheint.

#Bienensterben #Lichtemissionen #Bienentod #Tod der Bienen
Bienenleichen vor dem Bienenstock: Von der Außenbeleuchtung des Schulhauses in den Tod gelockt. Vorläufig kann ein Holzbrettchen den Flugschlitz beschatten.

Bienen in den Tod gelockt 

Das musste ich bei unseren Schulbienen erleben. Bereits Anfang Dezember fielen mir auffallend viele Tote vor und um die Bienenstöcke auf (siehe Bilder). Die Schadensursache war nicht gleich auszumachen. Am 14. Dezember 2020 legte ich mich abends auf die Lauer. Es herrschten an diesem Tag auch abends um 22:00 Uhr dort im Innenhof noch Temperaturen über 8°C (vgl. die Werte unserer Bienenstockwaage, die über einen eigenen Reiter dieser Homepage einsehbar ist). Und ich musste nicht lange warten: Da surrten um mich herum bereits einige Bienen, die von der nächtlichen Außenbeleuchtung angelockt wurden. Bei solchen relativ hohen Temperaturen sitzen die Bienen nicht fest in der Wintertraube, sondern verteilen sich breiter im Wabenwerk. Somit fielen wohl etliche auf das Licht herein, welches herein schien. Mit gefüllter Kotblase wollten sie im vermeintlichen Sonnenschein zum Reinigungsflug ansetzen, fanden aber nicht mehr zurück und verendeten in der Nähe der Bienenstöcke. Vorläufig beschattete ich die Fluglöcher noch in der Nacht mit Holzbrettchen, bevor am nächsten Tag der Hausmeister helfen konnte, das überflüssige Außenlicht im Innenhof der Bienen nachts auszuschalten.

 

Gefahr auch durch natürliches Licht - Beschattung für Fluglöcher

Bei alten Hinterbehandlungsbeuten, so auch in meinen alten Blätterstöcken, war es oft üblich, dass die Bienen, die vorne einflogen, in einem doppelten Boden entlanglaufen mussten, um erst hinten am Schaufenster hochzuklettern. Auch die Auszugsbeuten im Freudensteinmaß meines Lehrmeisters, mit denen ich Anfang der 80er Jahre im Saarland das Imkerhandwerk lernte, waren so konstruiert. Mir leuchtete das damals nicht ein und ich fand den langen Fußweg der Bienen reine Kraftverschwendung, die wohl nur dazu diente, die Bienen am Sichtfenster entlang zu leiten. Durch diese Konstruktion wurde aber auch jeglicher direkte Lichteinfall in die Beute unterbunden!

Als wir dann in den 90ern im Odenwald wohnten, machte mich ein erfahrener alter Imker auf ein Malheur bei einem Außenstand meiner Imkerei aufmerksam: Ihm war beim Spaziergang mit dem Hund aufgefallen, dass die Bienen sich von der tief stehenden Wintersonne herauslocken ließen und nicht zur Ruhe kamen. Ich hatte Holzmagazinbeuten am Hang stehen. Kurzerhand hatte er für mich - er war vor der Verrentung Modellbauer gewesen - eigens konstruierte Beschattungsvorrichtungen gebaut, die er vor jedes Flugloch setzte. Auch damals fand ich diese Fürsorge noch übertrieben, obgleich ich seine Unterstützung rührend fand. Diese Vorrichtungen habe ich bei unserem Umzug 1999 nach Ostfriesland offenbar auch nicht mitgenommen, denn jetzt hätte ich sie wieder gebrauchen können, fand sie aber nirgends.

Die Haltung der Politik zum Problem der Lichtemissionen

Die Länder um uns herum haben oft eigene gesetzliche Regelungen speziell zu Lichtemissionen erlassen, während in Deutschland die Lichtemissionen nach meiner Einschätzung nur einen untergeordneten Punkt im Bundes-Immissionschutzgesetz (BImSchG) einnehmen.   Gesetzestext

In der Regel sind hierzulande keine besonderen Auflagen zu erfüllen und man kann selbst eine Flutlichtanlage ohne Genehmigung betreiben, um bspw. seinen Reit- oder Parkplatz nächtlich zu beleuchten. Für die deutsche Regulierungswut eher ungewöhnlich bleibt es bei allgemein gehaltenen Appellen zur Umweltverträglichkeit. Nur bei besonders krassen Lichtverschmutzungen wird die Staatsgewalt aktiv, wenn Umweltaktivisten dies Anmahnen. So war bisweilen in den Medien zu lesen, wenn Diskolichtkegel, die riesige Lichtsäulen in den Nachthimmel warfen, wegen der Zugvögel unterbunden wurden.

Ein Umdenken in Politik und im Privaten ist angesagt!

Auf der offiziellen Seite des schweizerischen Bundesamtes für Umwelt (BAFU) Link

ist heute noch dir irrige Annahme zu lesen, dass die Einführung des LED-Lichtes dazu beitragen könne, "unerwünschte Lichtemissionen zu vermindern".

Das Gegenteil ist aber offenbar der Fall: Während früher die Radfahrer noch ordentlich in die Pedale treten mussten, um mit schwacher Funzel die Straße vor ihnen zu beleuchten, blenden diese heute den Gegenverkehr mit Fernlicht, so dass Saulus vom Pferd fallen möchte. Es gibt kaum noch eine Außenmülltonne, die nicht in gleißendem Licht erscheint, wenn die Nachbarkatze herumstreunt. Das billige (weil stromsparende) LED-Licht verleitet heute zur Beleuchtung der letzten Trampelpfade im Schrebergarten, während man früher noch mit der Stahllaterne offizielle Wege beschreiten musste.

Da sollte sich jeder einmal an die eigene Nase fassen und fragen, welches Außenlicht eigentlich überflüssig ist: Die Insekten werden es danken!

vSa