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Pollen und Pollenersatzstoffe

#Biene auf Krokus #Krokusblüte
Krokusse gehören zu den Frühblühern und werden von Bienen gerne beflogen.

Finger weg von Pollenersatzstoffen!

Was da an Rezepturen im Internet kursiert, ist schon nicht mehr schön: Backt lieber mit den Kindern einen Kuchen, statt einen "Eiweißteig" für eure Bienen herzustellen. Auch die im Handel kaufbaren Ersatzstoffe ersetzen keinen natürlichen Pollen. Das vermeintliche "Doping" der Bienen tut diesen nicht gut. Darauf haben viele Expertinnen und Experten wiederholt verwiesen.

 

Pollenwaben im Volk belassen!

Pollenwaben überbrücken als "Speisekammer" jene Schlechtwetterphasen im Frühjahr, in denen nicht genügend Pollen ins Volk kommt, dieses bei wachsendem Brutgeschäft aber erhöhten Bedarf hat. Daher soll man auch nicht aus Übereifer der Wabenhygiene wertvolle Pollenbretter leichtfertig entfernen. Die Bienen haben den Pollen aus dem Vorjahr entsprechend konserviert. Das Pollenangebot im Herbst ist daher ebenso wichtig wie ein reich gedeckter Naturgabentisch im Frühjahr.

 

Mehr als ein bloßer Eiweißlieferant

Oft wird Pollen auf seine Funktion als wichtiger Eiweißlieferant reduziert. Aber Pollen bieten den Bienen auch andere lebenswichtige Stoffe von Vitaminen und Mineralien bis hin zu Fetten. Die Zusammensetzung ist von Pollen zu Pollen unterschiedlich und ein vielfältiges Pollenangebot ist daher besonders wichtig. Der Pollen bloßer Windbestäuber, wie bspw. auch der Mais, aus dem im Sommer unsere Bienen noch viel eintragen, gilt eher als minderwertig.

 

Imkern ohne Mäusegitter:

Wer wie wir ohne Mäusegitter imkert, was bei entsprechend niedrigem Flugschlitz möglich ist, verschenkt auch keinen Pollen, den die Bienen sonst am Gitter abstreifen. Gerade der frische Pollen an den ersten Flugtagen aus Hasel, Erle oder Krokus und Schneeglöckchen weckt die Lebensgeister des Bienenvolkes. Der Frust bei Bienen und Betreuer/in ist groß, wenn das Gitter noch bis zur Weidenblüte verbleibt, wie fahrlässig von vermeintlichen Profis propagiert wird. Selbst der natürliche Pollen von Windbestäubern ist allemal wertvoller als selbst gerührter Ersatz und darf nicht verschenkt werden.

 

Weidenblüte

Von ganz herausragender Bedeutung für die Bienen und deren Volksentwicklung ist fraglos die Kätzchenweide, von der es zahlreiche Wildformen und Züchtungen gibt. Sie lässt sich leicht vermehren und sollte an jedem Bienenstand vorhanden sein. Aufgrund ihrer Schnellwüchsigkeit bietet sie von Jahr zu Jahr exponentiellen Pollenzuwachs für die Bienenschar. Schaut euch bei uns einmal in nachfolgendem virtuellen Spaziergang um:

Den natürlichen Tisch decken:

Wer in der Stadt auf dem Balkon imkert, wird sich vielleicht mit Krokussen im Blumentopf begnügen oder heimlich an einer Böschung Weidenstecklinge ausbringen. Bei Krokussen und anderen Blumen sollte aber stets eine ungefüllte natürliche Form gewählt werden, da die gefüllten Zuchtformen den Zugang zu den Staubbeuteln für die Insekten erschweren oder gar verhindern.

An den allermeisten Bienenständen wird aber problemlos die Weidenvermehrung offiziell möglich sein und sollte im Interesse aller liegen, da sie sich als unkomplizierte und vielseitige Pollenlieferantin anbietet. Hierbei sollten auch weibliche Weiden für den frühen Nektarfluss am Bienenstand vermehrt werden. Die bloße Fixierung auf besonders früh blühende Weiden ist nicht unbedingt sinnvoll, da die Bienen auch passendes Flugwetter benötigen, um die Tracht nutzen zu können. Wir haben daher nur einzelne besonders früh blühende Bäume, deren Angebot wetterbedingt von unseren Bienen hier an der Nordseeküste gar nicht so gut genutzt werden kann. Die etwas später blühenden Weiden werden hingegen dann meist deutlich besser beflogen.

Wir empfehlen hier als Anregung zur Weidenvermehrung ein schönes Lehrvideo des österreichischen Bienen-/Imkerei-Kanals Bienenflow:

Was sagen die Experten?

Im Internet darf man bekanntlich nicht alles glauben und daher empfehlen wir hier auch nur selbst geprüfte Links. Es gibt nämlich auch viel Unsinn, mit dem zwar Einschaltquote und Kicks erzielt werden können, die aber nicht immer nützlich sind. So kursieren auch diverse Rezepte zu Pollenersatzstoffen, von denen wir hier noch einmal nachdrücklich abraten!

Dr. Claudia Garrido hat in der Märzausgabe von bienen&natur einen lesenswerten Artikel veröffentlicht: "Kein Ersatz für Pollenvielfalt" (bienennatur 3/2021, S. 15).

Imker Jörg Sterling hat auf seinem YouTube-Kanal mir ihr nachfolgendes sehr sehenswertes Interview geführt, das wir hier gerne empfehlen:

vSa