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Nie wieder Mäusegitter! Auf den Flugschlitz kommt es an.

#Bienen #Flugloch #Bienenstock #Bodenbrett Beute
Ein 6 bis 7mm hoher Flugschlitz erleichtert auch den Zulauf: Biene dreht sich, um innen an der Front hochlaufen zu können. Die Verteidigung gelingt auch besser.

Hilferufe wegen Pollenfalle

Der Verdruss und Ärger in der Imkerschaft war dieses Jahr besonders groß, wenn man sich an die allgemeinen Empfehlungen mit den Mäusegittern hielt. Diese sollen ja erst jetzt zur Weidenblüte entfernt werden, aber 2021 boten warme Flugtage zur Hasel- und Erlenblüte bereits im Februar und März erstklassige Sammelmöglichkeiten für die aufstrebenden Bienenvölker. Viele erlebten nun ihr "gelbes" Wunder, wenn Sie an den Bienenstand kamen: Mancherorts sah es aus, als hätte ein Kieslaster seine Ladung vor den Völkern abgeschüttet, so viele verlorene Pollen lagen vor den Völkern. Pollen, der dringend für die Brutaufzucht benötigt worden wäre, da anschließend wieder ein Kälteeinbruch ohne Sammelmöglichkeit folgte.

#Mäusegitter #Flugloch #Bienen
Der Unsinn mit den Mäusegittern, die man sich selbst zurechtschneidet, wird oft von "Profis" empfohlen.

Der Quatsch mit den Mäusegittern

Die Mäusegitter halte ich für eine Beschäftigungsmaßnahme Unterbeschäftigter: Im Herbst und Frühjahr soll man stets zur rechten Zeit an den Ständen sein und hätte dieses Frühjahr sogar die Gitter öfter an- und ab-stecken müssen, damit sich keine Maus an fluglosen Tagen in den Stock verzieht.

Da behilft man sich besser mit einem Fluglochkeil, der den Flugschlitz in der Höhe auf 6 bis 7 mm verengt oder nutzt notfalls die gezahnten Fluglochschieber aus Kunststoff, die es im Handel gibt: Das ist alles besser als die kalten Metallgitter, die man sich selbst zurechtschneidet und durch die sich die Bienen besonders ungern zwängen und die auch die Reinigungsflüge im Winter erschweren, zumal sie auch vereisen können.

#Bodenbrett #Bienenbeute
Selbst bei diesen schmalen Flugfronten ergibt sich eine rechnerische Fluglochgröße von 23cm², die selbst bei geschlossenem Bodenschieber für die Belüftung eines Volkes völlig ausreicht.

Die bessere Alternative und deren Vorteile

Über 10 Jahre habe ich selbst mit solchen winterlichen Behelfsmaßnahmen zum Mäuseschutz hantiert, bevor ich endlich auf den Trichter kam, die Flugschlitze dauerhaft entsprechend zu verengen. Unsere Bodenbretter bieten somit den Bienen auch im Frühjahr, Sommer und Herbst einen besseren Schutz vor Räuberei und wir ersparen uns die Mühe mit dem ständigen Raus und Rein der Keile oder Mäusegitter. Die Bodenbretter sind meist schon vollständig vom Totenfall geräumt, bis wir zur Kontrolle anrücken. 
Die Bienen können bei schmalem Flugschlitz auch leichter ihren Sammelerfolg im Volk verteilen, weil sie direkt innen an der Beutenfront hochlaufen können: Die heruntergezogene Front bietet bessere Möglichkeiten oberhalb des Flugloches zu landen und selbst die Sammlerinnen, die bei unseren Windverhältnissen meist noch irgendwo auf das Flugbrett gedrückt werden, können sich beim Einlaufen leicht drehen, um an der Front ins Wabenwerk hochlaufen zu können. Bei zu hohen Flugschlitzen sind die Bienen hingegen gezwungen, übers Bodenbrett die Seitenwände der Beute anzusteuern.

Auch können die Fluglochwächterinnen schlechter ein hohes Flugloch verteidigen: Schließlich sind sie keine springenden Torwarte! Wespen oder Räuberbienen versuchen nämlich meist fliegend über die Wächter ins Volk zu gelangen und haben bei niedrigen Flugschlitzen kaum eine Chance.

Bei unserer hohen Luftfeuchtigkeit in Ostfriesland nahe der Nordseeküste können die Bienen über enge Fluglöcher ihren Stock auch besser zur passenden Tageszeit selbst klimatisieren und den Honig trocknen, bin ich überzeugt. Wer in warmen Regionen imkert, kann im Zweifel ja über ein offenes Bodenbrett mit Lüftungsgitter für ausreichende Belüftung sorgen, was aber eher nicht nötig sein wird: Thomas D. Seeley hat in seinen Untersuchungen wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Bienen kleinere Fluglöcher natürlicher Weise bevorzugen. Er bot dabei den Bienen in seinen Vergleichsuntersuchungen sogar nur 12,5cm² große Fluglöcher, womit er sich an der Fluglochgröße natürlich vorgefundener Bienenbehausungen orientierte. Als Erklärung und Begründung für die Bevorzugung kleiner Fluglöcher nennt er die "Verteidigung der Kolonie und Wärmeregulation" (Thomas D. Seeley: Bienendemokratie, Frankfurt a.M. 2015, S.66). Unsere heutigen Bienenbeuten haben somit fast allesamt viel zu große Fluglöcher, womit wir den Völkern und uns als Bienenbetreuende unnötige Probleme bereiten!

In nachfolgendem Video werden die verschiedenen Beutenböden verglichen und abschließend das Fluglochverhalten bei der propagierten Fluglochhöhe gezeigt. Schreibt mir gerne eure Erfahrungen mit Mäusegittern und Fluglochvarianten in die Kommentare. Seit fast einem Vierteljahrhundert imkern wir nahezu ausschließlich mit den entsprechend niedrigen Fluglöchern und können keine Nachteile feststellen. Auch ist uns seither kein Mäuseschaden begegnet.

vSa