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Beuten- und Rähmchendesinfektion: Was bringt's? - Wie?

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Thermische Rähmchendesinfektion: Joel hat Spaß mit der alten Vulcano-Lütlampe, die noch mit Benzin betrieben wird.

Wann und warum desinfizieren?

Jede Beute war früher vor der Neubesetzung mit einer Lötlampe innen abzuflammen. So wurde es mir vor vier Jahrzehnten noch beigebracht. Das war in einem Bienenhaus mit Hinterbehandlungsbeuten kein ungefährliches Unterfangen und musste streng beaufsichtigt werden.

 

Die Idee einer möglichst keimfreien Beute gilt heute hingegen weitgehend als überholt, da die meisten Keime "omnipräsent" sind und für eine Erkrankung meist mehrere Faktoren zusammenkommen müssen. Der Varroabelastung eines Volkes kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da die Varroa die Völker schwächt und selbst als Überträger etlicher Viren gilt. Auch sind andere Übertragungswege, wie Wabentausch und Bienenverflug, viel bedeutsamer als die mutmaßliche Belastung der kahlen Beutenwand mit Krankheitskeimen. Es macht wenig Sinn, eine unverdächtige Beute innen abzuflammen, um anschließend einen Sammelbrutableger mit Brutwaben aus X Völkern darin zu bilden. Das ist in doppeltem Sinne nicht "zeitgerecht". Ganz abgesehen davon, dass ein Sammelbrutableger nach unserer Auffassung auch nicht "bienengerecht" ist, weswegen wir maximal Bienen aus zwei Völkern vereinigen, was in größeren Imkereien so aber nicht unbedingt umgesetzt werden kann.

  

Heute imkern wir in unserer Familienimkerei und in den Schulimkereien ausschließlich mit Magazinen, teils in Kunststoffmagazinen. Ein Ausflammen ist die Ausnahme, auch bei den Holzmagazinen. Die Magazine dienen als Wabenlager, Wabenständer und Transportkiste und kommen wechselseitig bei verschiedenen Völkern, etwa bei der Honigernte, ständig direkt wieder zum Einsatz, ohne sie vorher auszuflammen.

 

Reinigung der Magazine

Meist reicht eine mechanische Reinigung, bei der mit dem Stockmeißel alte Wachs- und Kittharzreste abgekratzt werden. Sollte eine Beute einmal auffällig verkotet worden sein, macht die gründlichere Reinigung wie das Abflammen der Holzbeuten sowie die Säure- oder Laugenbehandlung der Kunststoffbeuten schon eher Sinn. Auch wird man so ggf. verfahren, wenn man benutzte Beuten unbekannter Herkunft erworben hat. Aber ansonsten wird auch bei eingegangenen Völkern i.d.R. kein Abflammen nötig sein: Die verbreitetste Ursache der Völkerverluste ist heute sicherlich die Varroa und die entsprechend eingegangenen Völker sind fast Bienenleer. Da gibt es nicht viel abzuflammen!

 

Wenn es doch einmal sein soll, weil z.B. die Beute innen verkotet wurde, kann man wie folgt verfahren: Wer einen Hochdruckreiniger hat, soll doch besser diesen zum Einsatz bringen und die Kunststoffbeuten mit heißem Wasser und entsprechendem Druck reinigen. Wir nutzen bei den Kunstoffbeuten falls einmal nötig die 60%ige Essigsäure, die wir ohnehin gegen die Wachsmotten einsetzen oder Alkohol (Brennspiritus) zur Reinigung der Kunststoffbeuten. Das meist überflüssige Abflammen der Holzteile werden wir unten dennoch genauer erklären und im Film demonstrieren.

  

Bei wirklich gefährlichen Keimen, nämlich der meldepflichtigen Bösartigen Faulbrut (AFB), wird man den amtlichen Anweisungen folgen, besonders gründlich vorgehen oder sogar besser einen sauberen Schnitt wählen: Ich kenne einen Fall, bei dem die Beuten in einem Erdloch gänzlich verbrannt wurden.

 

Gefahren-Nutzen-Abwägung

Einer unserer Grundsätze des Imkerns für die Familien- und Schulimkerei heißt "kindgerecht". Das hat Auswirkungen etwa bei der Wahl eines handlichen Wabenmaßes, stellt aber auch den Umgang mit Gefahrenstoffen in Frage, die in anderen Imkereien vielleicht üblich und zur Beutendesinfektion nötig sind: Säuren, Laugen und Feuer (außer im Smoker) kommen zumindest in der Schulimkerei möglichst nicht zum Einsatz. Wenn tatsächlich einmal eine Beute abgeflammt werden soll, weil sie z.B. verkotet ist, erledige ich das ohne Beisein der Kinder selbst. Zu Hause dürfen meine eigenen Kinder je nach Alter zwar mehr, aber auch da muss ich sie zumindest bei gefährlichen Arbeiten je nach Alter beaufsichtigen.

 

Die Empfehlungen für teils noch minderjährige Neuimker:innen in allen möglichen Veröffentlichungen, Foren, Filmchen, Vereinen oder Kursen, dass Beuten stets entsprechend zu desinfizieren seien, halte ich für fahrlässig: Die Gefahr einer Bienenvolkerkrankung wiegt doch deutlich schwächer als die Gefahr eines Bienenhausbrandes oder verätzter Augen. Auch wenn z.T. ganze Tauchbäder in Natronlauge oder sonstigen Flüssigkeiten empfohlen werden, ohne dass die Betroffenen damit richtig umzugehen wissen oder wie das Zeug später wieder umweltgerecht entsorgt werden soll, ist das problematisch!

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Beuten und Rähmchen lassen sich mit einem Gasbrenner aus- bzw. abflammen. Es ist aber in aller Regel überflüssig!

Gefahrenhinweise

Daher erfolgen an dieser Stelle erst einmal die grundlegendsten Sicherheitshinweise, die offenbar keinesfalls selbstverständlich sind, wenn man sich etwa besagte Filmchen anschaut.

 

Umgang mit Säure:

Selbst bei der von uns verwendeten 60% Essigsäure sollte man entsprechende Schutzkleidung, vor allem säurefeste langärmelige Handschuhe, einen Gummischurz und Gummistiefel sowie eine für solche Arbeiten zugelassene Schutzbrille tragen, die auch seitlichen Spritzschutz bietet (nach EN 166 mit dem Kurzzeichen 3 für Flüssigkeiten auf dem Gestell/Tragkörper), keine bloße Schutzbrille gegen Prallpartikel von vorne, die man vielleicht beim Sägen verwendet. Die Brille soll auch vorher geprüft werden, dass sie unbeschädigt ist. Oft sind die Gläser derart verkratzt, dass man kaum noch durchschauen kann und daher unversehens die Säureflasche umwirft. Da sollte man lieber früher in eine neue Schutzbrille investieren und immer eine unbenutzte, frisch verpackte in Reserve haben. Selbstverständlich darf bei solchen Tätigkeiten auch nicht nebenbei gegessen und getrunken werden.

 

Wenn dennoch vergossene Säure irgendwo auf die Kleidung gerät, muss das Kleidungsstück ohne Scham vor Blöße gegenüber Umherstehender direkt abgelegt und die betroffene Hautpartie mit reichlich Wasser gespült werden. So ein dicker Jeansstoff bspw. saugt sich langsam voll und gibt den vermeintlich kleinen nassen Fleck auch nur zeitverzögert nach innen ab, wobei die Haut aufgrund ihrer natürlichen Schutzschicht auch nur zögerlich mit Schmerzen und Rötungen reagiert. Dann ist der Schaden aber bereits da, wenn man die brennende Rötung auf der Haut bemerkt. Daher sollte möglichst auch fließend frisches Wasser für Haut- und Augenspülungen vor Ort sein, was nicht immer ganz einfach ist, weil die Arbeiten wegen der dringend notwendigen Belüftung möglichst im Freien durchgeführt werden sollen, ansonsten besteht auch Verätzungsgefahr der Atemwege.

 

Vorsichtsmaßnahmen beim Abflammen

Nebst dem Feuer selbst stellt vor allem die Verpuffung unverbrannter Gase (z.B. Propan, Butan oder entsprechender Gemische) eine oft unterschätzte Gefahr dar. Das Gas ist schwerer als Luft und sammelt sich in Vertiefungen. Daher sind Wannen oder Schubkarrenmulden äußerst ungeeignet für solche Tätigkeiten! Wenn der Brenner bei der Tätigkeit vielleicht kurz abgelegt und der Gashebel losgelassen wird, regelt sich abrupt die Flamme herunter und erlischt gerne. Bei intakten Geräten sorgt ein Thermofühler mit entsprechender Abschaltautomatik zwar nach einer gewissen Zeit auch für eine Unterbrechung der Gaszufuhr, falls die Flamme erlischt. Bis dahin kann aber schon einiges Gas unverbrannt ausgeströmt sein. Diese Sicherheits-Funktion wird in privaten Betrieben auch nicht unbedingt geprüft und überwacht. Dabei sollte man im eigenen Sicherheitsinteresse den Brenner gut warten und auch Anbauteile, wie Schlauch und Druckminderer spätestens zum aufgedruckten Ablaufdatum tauschen sowie auf das Prüfdatum der Gasflasche selbst achten.

Wenn man sich dem erloschenen Brenner wieder zuwendet und vielleicht neu zünden möchte, kann sich über solchen Mulden wie der Schubkarre eine plötzliche Stichflamme mit entsprechenden Verbrennungs- und Verletzungsgefahren ergeben. Aber auch Sachschäden sind bekannt, etwa wenn das Gas über einen Gully in die Kanalisation gelangt und dort verpufft. Also: Nicht über irgendwelchen Senken, Wannen oder Gullys mit Gas arbeiten!

 

Statt dessen sucht man sich eine möglichst erhabene schwer entflammbare Fläche fernab der Gebäude im gut belüfteten feuchten Freigelände. Selbstverständlich dürfen solche Tätigkeiten auch schon wegen des Funkenfluges nicht bei Waldbrandgefahr und Dürre ausgeführt werden. Und es sollten stets geeignete Löschmittel in greifbarer Nähe sein, falls doch einmal etwas in Brand gerät.

 

Wichtig ist noch, dass man stets mit möglichst geradlinig ausgelegtem, aber nicht gespanntem Gasschlauch fernab der Gasflasche und von dieser weg arbeitet. Die Flamme darf nie in Richtung gasführenden Schlauch schlagen! Die Gasflasche muss kippsicher auf festem Untergrund stehen. Nach Gebrauch darf sie aus den oben schon erklärten Gründen nicht in geschlossenen Räumen verwahrt werden. Man schließt sie z.B. in eine überdachte und beschattete Gitterbox im Freien oder den belüfteten Deichselkasten eines Wohnwagens.

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moderne Lötlampe beim Ausflammen eines Magazins

Flammenwerfer: großer Gasbrenner, gasbetriebene Lötlampe, benzinbefeuerte Lötlampe

 

Für größere Geräte, die abgeflammt werden sollen, wird man schon aus Gründen der Zeitersparnis den großen Flammenwerfer nutzen. Wir haben den in der Imkerei ohnehin zum Verlegen der Teerpappen auf den Beutendeckeln und nutzen ihn auch zum Entwachsen der Absperrgitter.

Bei den Absperrgittern machen wir das weniger aus Gründen der Hygiene und Desinfektion als vielmehr zur Arbeitsvereinfachung, weil die Wachsbrücken zwischen den Gitterstäben mechanisch nur schwer und unvollkommen zu beseitigen sind. Um nicht zu viel Wachs zu verschwenden, kann man mit einem entsprechenden Kratzer oder der Drahtbürste vorarbeiten.

 

Bei Kleinkram kann man vielleicht handlicher noch die bewährte Lötlampe heranziehen. Die im Film gezeigte benzinbetriebene Lötlampe wird hier aus Sicherheitsgründen aber nicht empfohlen. Die heutigen Lötlampen sind gasbetrieben, müssen nicht extra vorgeheizt werden und werden mit Gas-Stechkartuschen betrieben, wie sie auch für Camping-Gaskocher benutzt werden. Solche Lötlampen werden ohnehin in einigen Imkereien auch zur Wiederentzündung des Smokers benutzt, da sie eine andere Durchschlagkraft als jedes Sturmfeuerzeug entfachen und eine bis zu 1700° C heiße Flamme erzeugen. Auch im Umgang mit Lötlampen sind entsprechende Sicherheitsaspekte zu beachten! So dürfen bspw. günstige Lötlampen beim Betrieb nicht zu stark geneigt werden. Ggf. sollte man beim Kauf lieber ein etwas teureres Modell kaufen, dass man auch entsprechend neigen kann, um damit auch in Ecken und Winkel zu gelangen. Die Bedienungsanleitung der Geräte gibt entsprechend Aufschluss und dort finden sich auch die Sicherheitsvorgaben.

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schnelles Säubern der Absperrgitter mit dem Gasbrenner: Auch hier sind Sicherheitsmaßnahmen zu beachten!

Vorgehen beim Abflammen

Oben sind die wichtigen Vorsichtsmaßnahmen bereits erläutert worden und hier soll es nur noch um die praktische Anwendung gehen: Die Beuten- oder Rähmchenteile sollen nicht verkokelt, sondern nur abgeflammt werden. Sobald sich das Holz entsprechend braun verfärbt, wird die Flamme weitergeführt!

 

In der Regel werden bei uns Rähmchen nicht extra desinfiziert, wenn sie später wieder im Brutraum zum Einsatz kommen. Sie durchlaufen den Dampfwachsschmelzer und werden mechanisch gereinigt. Bei alten Futterwaben kann es aber vorkommen, dass beim Einschmelzen auch viel Futter über das Rähmchenholz läuft und sich das Holz regelrecht mit dem süßen Zeug vollsaugt. Das Einschmelzen überzähliger Futterwaben ist ohnehin auch wegen des erhöhten Energieaufwandes bei der Erhitzung des ganzen Futters problematisch. Solche Rähmchen können schimmelig und unschön werden, wenn sie nicht direkt wieder zurück ins Bienenvolk kommen. Man findet dann die mühsam ausgeschmolzenen Rähmchen stockig im Bienenhaus wieder. Solche Rähmchen oder auch andere überlagerte Rähmchen, die staubig geworden sind, flammen wir dann schon eher auch einfach mit ab. Besonders bei der Verwendung im Honigraum, wo wir sonst gerne die neuen nachgekauften Rähmchen zunächst verwenden, ist das aus hygienischen Gründen sinnvoll, da wir ja ein Lebensmittel erzeugen. Mit der Angst vor Bienenkrankheiten (s.o.) hat das nichts zu tun. Wir erleichtern aber den Bienen die Putzarbeit.

 

FAZIT: Lasst die Feuerspiele. Sie sind in der Regel überflüssig. Wenn es euch Spaß macht, dann bitte unter Beachtung der Sicherheitsvorkehrungen und bei Kindern nur unter Aufsicht!

 

Hier daher auch noch, wie inzwischen üblich, der Demonstrationsfilm, unter den ihr eure Sicht der Feuerspiele und der Beutendesinfektion schreiben dürft. Wir wissen, dass die Praxis von vielen geliebt wird.

vSa