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Wachsverarbeitung, Wachsklärung

Wachsreste im Schmelztopf
Wachsreste im Schmelztopf

Induktionskochplatte auf 80° einstellen!

Als wichtigstes Hilfsmittel dient eine Induktionskochplatte, wie man sie schon für gut 20€ erhält. Sie wird auf kleinste Wunschtemperatur, das sind i.d.R. 80°C eingestellt. Zum Wachsschmelzen würden es auch schon 70°C tun, so niedrig lässt sich unsere Platte aber nicht regeln.

 

Weiches Wasser!

In Ostfriesland haben wir zum Glück sehr weiches Wasser, das wir für den Schmelzprozess so aus der Leitung verwenden können. In den Topf geben wir die noch verunreinigten Wachsbrocken, wie sie aus dem Dampfwachsschmelzer kommen, oder das Entdecklungswachs der Honigernte sowie sonstige Wachsbrösel und geben ordentlich Wasser dazu!

Das Wachs hat sich bereits im heißen Wasser verflüssigt.
Das Wachs hat sich bereits im heißen Wasser verflüssigt.

Vorteile der Induktionskochplatte

Die Induktionskochplatte heizt bis zur vorgewählten Temperatur und hält diese in etwa. Das Wachs schmilzt bereits im paarundsechzig Grad heißen Wasser. Die Brühe kocht aber nicht über und selbst beim Schülpern kann sich nichts entzünden, wie auf dem Gasherd. Die Sache ist also ungefährlich. Auch verfärbt sich das Wachs nicht, weil es nicht überhitzt wird.

 

Hartschaumbeute als Wärmebox

Wichtig ist, dass die gegossenen Wachsblöcke ganz langsam abkühlen und das Wachs lange flüssig bleibt, damit sich aller Dreck absetzen kann!

 

Arbeitsschritte laut Bildergalerie:

  1. Wachsreste warten im Eimer, bis auch sie in den Topf kommen.
  2. Induktionskochplatte wird auf 80°C gestellt. Zu dem Wachs wird je nach Menge ordentlich Wasser gegeben! Für die kleckerigen Wachsarbeiten braucht man einen eigenen Arbeitsbereich.
  3. Das Wachs so lange köcheln lassen (besser mit geschlossenem Deckel), bis sich alles gut aufgelöst hat. Beim wiederholten Schmelzen ganzer Blöcke dauert es länger: Umrühren kann helfen!
  4. Umfüllen über ein grobes Sieb (z.B. Varroa-Lüftungsgitter) in konische Eimer (lebensmittelecht), die wiederum mit etwas heißem Wasser vorgefüllt sind, und ab damit über Nacht in die Wärmebox für den Klärungsprozess! (Das Wachs muss lange flüssig bleiben, damit aller Dreck absinken kann!)
  5. Lösen des Wachsblocks am nächsten Morgen durch Drücken der beweglichen Eimerwandung und ggf. mit stumpfem Messer am Rand entlang fahren, bevor die Form gestürzt wird! (Beim Stürzen drückt das Wasser den Wachsblock vor sich her.)
  6. Abkratzen des Tresters an der Unterseite des Wachsblocks mittels Stockmeißel in einen bereitgestellten Eimer
Wachsblockoberseite: Durch das langsame Erstarren in der Wärmebox ist das Wachs äußerst rein.
Wachsblockoberseite: Durch das langsame Erstarren in der Wärmebox ist das Wachs äußerst rein.

Wiederholtes Umschmelzen!

Erst beim zweiten oder dritten Umschmelzen der Wachsblöcke sind sie wirklich von allen Schwebstoffen befreit. Man braucht also etwas Geduld, zumal die Blöcke immer lange (möglichst über Nacht) in der Wärmebox abkühlen müssen. Wenn man nur ein oder zwei Wachseimer in die Wärmebox (Segeberger Zarge mit Deckel) stellt, sollte man als "Heizung" noch einen Eimer mit heißem Wasser dazustellen!

 

Bei jedem Klärungsprozess setzen sich noch einmal Verunreinigungen (z.B. Pollen), unter dem leichteren Bienenwachs ab. Propolis, das Kittharz der Bienen, darf sich hingegen ruhig im Wachs halten oder man gibt sogar gezielt einige Brocken hinzu, um die Elastizität des Wachses für die Mittelwandherstellung zu erhöhen.

Unterseite eines Wachsblocks: Hier musste der Dreck abgekratzt werden. Dieser Reinheitsgrad reicht zur weiteren Verarbeitung in der Mittelwandgießform.
Unterseite eines Wachsblocks: Hier musste der Dreck abgekratzt werden. Dieser Reinheitsgrad reicht zur weiteren Verarbeitung in der Mittelwandgießform.

Es geht nichts über den langsamen Klärungsprozess!

Wir haben schon viel mit verschiedenen Filtermethoden herumexperimentiert: Heute gießen wir das Wachs beim Umfüllen in die Eimer nur noch durch ein grobes Sieb, das die gröbsten Verunreinigungen gleich zurückhält. Dazu nutzen wir das Drahtgitter, das wir auch als Lüftungs- bzw. Varroagitter in den Böden unserer Beuten verbauen (vgl. Beitrag "Beutenbau" vom 25.12.18). Von feinmaschigen Stoffgeweben raten wir ab, da sich der Stoff nur mit Wachs voll saugt, der Filter auch gleich verstopft und sich kaum wieder reinigen lässt. Solche Filter können nur im Tauchbad und möglichst unter Druck effektiv arbeiten, was in der Hobbyimkerei nicht handhabbar ist. Durch wiederholtes Klären in der Wärmebox bekommen wir auch alle Schwebstoffe heraus: Die Unterseite des Wachsblocks muss gründlich abgeschabt werden, bis er sich wie hier im Bild zeigt.

Es macht Freude, wenn der Wachsturm wächst.
Es macht Freude, wenn der Wachsturm wächst.

Wachsblöcke zur weiteren Verarbeitung sammeln!

Da wir in unserer Imkerei einen möglichst geschlossenen Wachskreislauf anstreben, verarbeiten wir das Wachs selbst zu Mittelwänden weiter, also jene Wachsplatten, die den Bienen in den Rähmchen vorgegeben werden, damit man einen mobilen Wabenbau (entnehmbare Waben) erhält. (Zum Mittelwandgießen folgt noch einmal ein extra Beitrag.)

 

Daher verkaufen wir trotz wiederholter Anfragen zumindest im Moment (Stand Jan. 2019) auch kein Wachs. Als Vermehrungsbetrieb benötigen wir sehr viel Wachs und lassen unsere Bienen auch viel bauen (Wachs erzeugen), was natürlich auch zu Lasten der Honigerträge geht.

 

Um mit dem Gießen der Mittelwände zu starten, sollte man je Durchgang mindestens 5 kg (besser mehr) an reinem, vorgeklärten Wachs in handhabbaren, topftauglichen kleinen Blöcken vorhalten. Wer das Wachs in einen Betrieb bringt, um aus eigenem Wachs Mittelwände zu erhalten, muss i.d.R. noch größere Mengen sammeln. Viele tauschen daher ihr Wachs einfach im Fachhandel direkt zum Umschmelzpreis in Mittelwände, was wegen der gehäuft gefundenen Rückstände und Verfälschungen im Wachs aber problematisch ist. Rein ökonomisch rentiert sich unser Aufwand, wie wir zugeben, nicht. 

vSa