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Futterwaben- und Drohnenbrutentnahme

Mathis (12) lockert die stark verkitteten Randwaben, um überschüssiges Winterfutter zu entnehmen.
Mathis (12) lockert die stark verkitteten Randwaben, um überschüssiges Winterfutter zu entnehmen.

Futterwaben entnehmen!

Das überschüssige Winterfutter engt die Brutnester stark ein. Es reicht, wenn jetzt im Brutraum ganz rechts und links jeweils eine voll gedeckelte Futterwabe für Notzeiten (Kälteeinbrüche und Regenperioden) verbleiben. Dort ist das Futter auch bei der Brutnestausweitung nicht im Weg und die Gefahr, dass die Bienen das Futter in den Honigraum umtragen, gering. Alle anderen Futterwaben werden entnommen und möglichst durch ausgebaute Waben ersetzt, bevor die Honigräume in etwa einer Woche aufgesetzt werden. Da wir heute, am 8. April, bereits mit den meisten Völkern in den Raps gewandert sind, haben wir letztes März-Wochenende und am ersten April-Wochenende, die Völker durchgeschaut und das überschüssige Futter entnommen. Im Schnitt haben wir zwei voll gedeckelte Winterfutter-Waben aus jedem Volk geholt, obwohl wir "nur" 14 kg Zucker aufgefüttert haben. (Vgl. hierzu auch den Artikel "Winterfutter: Wovon leben die Bienen im Winter?" vom 26.12.18 in der Rubrik "Betriebsweise" hier klicken und unten stehende Hinweise.) Hätte der Winter aber länger gedauert und die Obstbaumblüte ließe noch auf sich warten, so wären die Vorräte vielleicht vonnöten gewesen. Die überzogenen Empfehlungen, 20kg oder sogar mehr aufzufüttern, halte ich unter unseren Bedingungen aber für überzogen. (Siehe hierzu besagten Artikel vom 26.12.18). Wenn man keinen fertigen Futtersirup auffüttert, sondern wie wir das Zuckerwasser noch selbst anrührt und von den Bienen invertieren lässt, so kann man die überschüssigen Futterwaben unbedenklich für die Ablegerbildung und deren Versorgung verwenden. Vorsicht aber mit Futterwaben aus gekauftem Fertigfutter: Wenn man säureinvertierten Sirup gefüttert hat, so steigt der HMF-Wert stetig mit dem Alter, was für die Bienen hoch schädlich ist. Die Waben sollten besser vernichtet werden. Ggf. kann ein Ausschmelzen zur Wachsgewinnung lohnen, wobei der Energieaufwand aber extrem hoch ist, da das ganze Futter erst miterhitzt werden muss.

 

Erste Drohnenwaben entnehmen und Baurahmen geben!

Bei einigen Völkern konnten wir auch bereits fertig gedeckelte Drohnenbrut entnehmen, weil wir über Winter auch ausgebaute Drohnenwaben in den Völkern belassen. Die Entnahme vor allem der ersten Drohnenbrutwaben nach ihrer Verdeckelung ist wichtig, um die Varroen, die sich mit Vorliebe in der Drohnenbrut vermehren, zu fangen und zu vernichten. Auf jeden Fall erhalten alle Völker ein ungedrahtes Rähmchen als Baurahmen. Wir sparen uns die Mühe, dort extra einen Anfangsstreifen Mittelwand am Oberträger zu befestigen: Die Bienen bauen auch so diese Rähmchen recht zuverlässig richtig zu Drohnenrahmen aus. Die Rähmchen werden mit einer Reißzwecke von oben zum schnellen Wiederfinden gekennzeichnet und zudem i.d.R. an dritter Stelle vom Rand platziert.

Nach dem Abziehen der Folie zeigt sich schön die Verkittung mit Propolis.
Nach dem Abziehen der Folie zeigt sich schön die Verkittung mit Propolis.

 

Propolisierende Völker - Kittharzernte (2. Wahl)

Alle Bienen sammeln und verarbeiten Propolis (Kittharz) in ihren Völkern. Lange Zeit wurde extra darauf geachtet, von Völkern nachzuzüchten, die weniger stark kitten, damit sich die Bienen leichter und schneller bearbeiten lassen. Da wir aber das frische Kittharz im Sommer ernten und verarbeiten und außerdem wissen, dass das Kittharz eine wichtige Funktion im Bienenvolk auch für die Gesunderhaltung der Bienen erfüllt, lassen wir das Kitten bewusst zu. Auf beigefügtem Bild sieht man rotbraunes Kittharz, das dick zwischen den Rähmchen klebt. Dieses alte Kittharz, das über Winter in den Völkern lagerte, wird von uns ebenfalls mit dem Stockmeißel abgekratzt und in einem Glas mit Brennspiritus aufgelöst, um damit Beutenteile zu streichen.

Es ist geschafft: Die erste Wabe ist aus der Verkittung gelöst und gehoben.
Es ist geschafft: Die erste Wabe ist aus der Verkittung gelöst und gehoben.

Mathis macht es vor:

Wenn man diese Verkittungen sieht, versteht man auch Mathis' angestrengtes Gesicht auf dem ersten Bild. Aber er macht es gut: Mit ein paar kräftigen Rauchstößen aus dem Smoker treibt er zunächst die Bienen nach unten in den Stock, um ungestört die Rähmchen vom Rand her heraushebeln zu können, ohne Bienen zu quetschen. Wenn die Oberträger bienenfrei sind, kann er auch noch schnell das Kittharz mit dem Stockmeißel abkratzen und im Glas sammeln.

Meist bleibt die Randwabe auch gleich draußen und die nächste wird zur Seite gerückt oder auch entnommen.  So tastet er sich zügig zum Brutnest vor und entnimmt auch ggf. die bereits gedeckelte Drohenenwabe. Waben, auf denen bereits Pollen eingelagert wurden, verbleiben neben dem Brutnest und ausgebaute Rähmchen oder erste Mittelwände ersetzen die entnommenen Futterwaben, damit die Königin ihr Brutnest erweitern kann.

Bilder: Futterwaben werden entnommen und gesammelt. In unserer Imkerei kommen so etliche Zargen voller Waben zusammen, die wenig Freude machen, da sie Lagerkapazitäten und Waben binden. Sie müssen bienendicht und kühl gelagert werden. 

 

Honigproduktion ist Vertrauenssache

Auf dem Bild erkennt man deutlich, dass auch noch die dritte Randwabe voller gedeckelter Futtervorräte ist. Es ist aber unbedingt notwendig, sorgfältig die überschüssigen Futterwaben zu entfernen, um eine Verfälschung des Honigs zu verhindern. Es macht wenig Sinn, die Bienen mit vollen Futterwaben z.B. in den Raps zu verstellen und einfach die Honigräume aufzusetzen: Die Bienen würden das Brutnest unter dem Absperrgitter ausdehnen und alles Futter direkt nach oben zusammen mit dem frisch eingetragenen Nektar in den Honigraum umtragen. Gerade nachlässige Imker können auf diese unlautere Weise besonders viel Frühjahrshonig ernten. Die Streckung des Honigs lässt sich auch kaum nachweisen, da ja auch das aufgefütterte Zuckerwasser von den Bienen sorgfältig umgearbeitet wurde. Unsere Kundschaft vertraut unserer Sorgfalt! Daher: Überschüssiges Futter entfernen!

Das viele Futter wieder entnehmen zu müssen ist freilich lästig und die Lagerung ein Problem. Daher sei an dieser Stelle auch noch einmal für eine gemäßigte Auffütterung plädiert. In dem Artikel "Winterfutter: Wovon leben die Bienen im Winter?" vom 26.12.18 in der Rubrik "Betriebsweise" habe ich u.a. anhand der Imkerliteratur nachgewiesen, wie sich die Futterempfehlungen seit den 80er Jahren mehr als verdoppelt haben und die Ursachen hierfür analysiert. Insgesamt halte ich das für eine Fehlentwicklung der modernen Imkerei! Wir haben bei dieser Völkerdurchschau wieder den Beleg, dass unser Prinzip, nur 14 kg aufzufüttern, wenn man die Honigvorräte im Brutraum belässt, zumindest in unserer Region, bei unseren Bienen und unserer Betriebsweise ausreicht. Jede Imkerei muss für ihre Region und Betriebsweise sicherlich eigene Erfahrungswerte sammeln. Andernorts dauert der Winter sicher länger und es sind vielleicht nicht genügend Frühtrachtpflanzen am Überwinterungsstand für alle Völker gepflanzt. Es stellt aber auch kein Problem dar, zur Not Futterwaben von einem Volk in ein anderes umzuhängen, wenn aus irgendwelchen Gründen das Futter knapp werden sollte.

Während der Bruder lieber draußen an den Bienen arbeitet, übt sich Joel (9) mit Begeisterung am Etikettieren des eigenen Honigs. Der Erlös aus dem Verkauf wird wie die Arbeit mit dem Bruder geteilt!
Während der Bruder lieber draußen an den Bienen arbeitet, übt sich Joel (9) mit Begeisterung am Etikettieren des eigenen Honigs. Der Erlös aus dem Verkauf wird wie die Arbeit mit dem Bruder geteilt!

Merke (Arbeiten Anfang April):

  1. Mit Rauch arbeiten!
  2. Überbauten (Wachs) und Kittharz (2. Wahl) kann bereits geerntet werden.
  3. Überschüssige Futterwaben entnehmen und bienensicher sowie kühl verwahren oder gleich vernichten.
  4. Am Rand der Zarge (außen) verbleibt jeweils eine gute und voll gedeckelte Futterwabe.
  5. Drohnenrahmen, falls bereits überwiegend gedeckelt, entnehmen und einschmelzen!
  6. Freiräume wieder auffüllen: Einen Baurahmen (markiert) und möglichst ausgebaute Waben zur Brutraumerweiterung geben!
  7. Starke einräumig überwinterte Ableger können ggf. bereits ihren zweiten Brutraum erhalten: Dieser wird immer untergesetzt, denn die Wärme steigt nach oben und wir wollen die Bienen nicht unnötig stressen.

Es versteht sich von selbst, dass auch bei dieser Durchsicht auf ein intaktes Brutnest (Weiselrichtigkeit oder etwaige Brutkrankheiten) geachtet wird. Wir raten angesichts der kühl gemeldeten Wetterlage davon ab, auch bei starken Wirtschaftsvölkern bereits den Honigraum aufzusetzen. Wir haben das auch nur in einem Ausnahmefall getan: Ein Wirtschaftsvolk im gut geschützten Bienenhaus und einer Segeberger Kunststoffbeute quoll bereits in der zweiten Zarge von Bienen über. Alle anderen Völker werden aber lieber noch eng gehalten.

vSa