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Frühjahrsdurchsicht zweizargig überwinterter Bienenvölker

#Bienenvolk #Wabe
Wenn der Drohnenrahmen über Winter im Volk bleibt, kann er gleich wieder bestiftet werden, sobald das Winnterfutter verbraucht ist.

Vor der Obstblüte durchschauen!

Am Anfang der Obstblüte oder kurz davor müssen auch die Zweizarger bei passendem Wetter durchgesehen werden. Bei ihnen ist die Durchschau nicht ganz so eilig, weil sie durch die zwei Räume i.d.R. genügend Platz zur Brutnesterweiterung haben, selbst wenn die Futtervorräte noch Waben blockieren. Vollvölker überwintern bei uns auf zwei Zargen sowie auch Ableger, die wir noch im Vorjahr soweit aufbauen konnten.

 

 

Die Einzarger (durchweg Ableger) werden hingegen schon früher durchgesehen, um rechtzeitig schon während der Weidenblüte Platz zu schaffen. Siehe hierzu unseren zuvor erschienenen Artikel zur Durchsicht einzargig überwinterter Völker.

 

Vierzig-Tage-Regel

Einige mögen einwenden, dass die Durchsicht Mitte April doch etwas spät erfolge. Jedenfalls kommt nun jede Brutreizung für die Frühtracht zu spät: Die Vierzig-Tage-Regel besagt nämlich, dass eine Sammelbiene etwa vierzig Tage vor ihrem Außeneinsatz als Ei gelegt worden sein muss, da sie 21 Tage bis zum Schlupf braucht und etwa weitere drei Wochen als Stockbiene arbeitet. Wir hätten also schon Ende Februar oder Anfang März die Völker fördern müssen, wenn wir sechs Wochen später, Mitte April, viele Sammelbienen brauchen. 

Wir versuchen solche Anreize jedoch durch passende Frühblüher am Bienenstand zu schaffen. Wenn das Wetter mitspielt, können die Bienen sehr zeitig im Jahr aus Hasel und Erle bereits Pollen eintragen und das Brutnest befördern. Inzwischen sind wir vorsichtig geworden, künstlich zu stark nachzuhelfen, indem etwa Futterkränze dann schon aufgekratzt werden: Die Bienen wissen selbst besser, was sie sich zutrauen können. Kleine Völker, die zu große Brutnester pflegen müssen, wenn es zu Kälterückschlägen kommt, kommen wärmetechnisch sonst schnell an ihre Grenzen und überfordern sich ggf. auch beim Wasserholen. Wenn die Ammenbienen nämlich ohne entsprechende Wasserzufuhr den Pollen verarbeiten müssen, kommt es zur Verstopfung.

Früher konnten wir die Höhenunterschiede zwischen Bergstraße und Odenwald ausnutzen: Wenn die Bienen an einem Ort überwintern, dessen Natur etliche Wochen früher erblüht, bewirkt das natürlich einen entsprechenden Vorsprung in der Volksentwicklung. In Ostfriesland ist uns das nun nicht vergönnt und das Frühjahr kommt im Bundesvergleich recht spät.

#Bienen #Imkern #Durchsicht eines Bienenvolkes
Wenn das noch kleine Brutnest nur in der oberen Zarge sitzt, können unten leicht alte Waben getauscht werden.

Baurahmen zur Brutlenkung

Der Zeitdruck ist für uns bei den Zweizargern nicht ganz so groß, weil wir ihnen den Baurahmen über Winter belassen, damit sie ihn im Frühjahr gleich wieder bestiften können: Die Völker behalten im Sommer nach dem letzten Wechsel den Baurahmen, nachdem wir ihn zuvor bei den meisten Völkern mindestens dreimal zur Varroreduktion entnommen haben. Der so oft kaum noch mit Drohnen bebrütete, aber meist noch mit Drohnenzellen bebaute Rahmen hängt dann über Winter im oberen Brutraum und hat auf die Königin bzw. das brutpflegende Volk eine fast magnetische Wirkung. 

In diesem Jahr hatten wir, gerade durch das kalte Frühjahr und den entsprechend geringen Bruttrieb, aber noch viel zu viel Futter in den meisten Völkern, der auch den besagten bereits ausgebauten Baurahmen blockierte.

So musste dieser (vgl. Pkt. vier nachstehender Ziele) in vielen Völkern entnommen bzw. getauscht werden.

Die sieben Punkte der Frühjahrsdurchschau, die wir schon im Artikel zu der Durchschau der Einzarger erklärt haben,

wird auch hier sinngemäß angewendet. Die Erklärungen sind nun hier dem Zweizarger angepasst.

Sieben Ziele der Frühjahrs-Durchschau:

  1. Wie bei jeder Durchschau achten wir auf WeiselrichtigkeitVolksstärke u. -Entwicklung: Ggf. ist jetzt noch der Zeitpunkt, ein schwaches, aber gesundes Volk mit überjähriger Königin mit einem anderen zu dessen Verstärkung zu vereinigen. So werden wir z.B. eine legemüde Königin für unseren Schaukasten frei bekommen. Im Zwei-Waben-Schaukasten können wir nämlich nur eine legeschwache Königin unterbringen!
  2.  Natürlich achten wir bei der Durchschau auch auf Krankheitssymptome, wie z.B. Kalkbrut, die wir auch in diesem Jahr bei zwei Völkern entdeckt haben. In einem solchen Fall kann man das Volk lieber noch eng halten, vielleicht sogar auf eine Zarge setzen und ggf. weitere Schritte überlegen.
  3. Wir achten auf die (Neu-)Ausrichtung des Bienensitzes: Das Brutnest bildet die thermische Zentrale des Volkes. Die Königin kann weiterhin in großen Kreisbahnen ihr Brutnest erweitern. Bei mittigem Brutnest werden die Futtervorräte auch wunschgemäß an den Seiten und später oben im Honigraum abgelagert. 
  4.  Wabenerneuerung: Leerwaben, Mittelwände, Baurahmen: Entsprechend Pkt. 3 wird auf freie Brutzellen kontrolliert und ggf. der Königin Platz für die Eiablage geschaffen, indem möglichst Leerwaben an das Brutnest gehängt werden und überschüssige Futterwaben oder schimmlige Altwaben entnommen werden. Siehe hierzu auch unseren gesonderten Artikel "Wabenhygiene".
    Bei zweizargigen Völkern können nun auch leicht die Waben der unteren Zarge getauscht werden, da meist das Volk mit dem Brutnest noch oben sitzt. Das wird unten im Film auch noch einmal genauer gezeigt. Die einzelnen Waben können im Zweifelsfall mit dem Blick gegen die Sonne leicht auf ihr Alter geprüft werden.
    Da mit zunehmender Tracht auch der Bautrieb im Volk wächst, können schon Mittelwände gegeben werden, wenn genügend Leerwaben zur Eiablage existieren.
    Die Funktion des Baurahmens ist oben bereits erklärt worden. Im Idealfall wird man bei stark entwickelten Völkern auch schon jetzt den ersten Rahmen mit verdeckelter Drohnenbrut gegen einen neuen tauschen können. Ein "Schneiden" am Stand vermeiden wir wegen der Sauerei und tauschen lieber den ganzen Rahmen. Den Anfangsstreifen aus Leitwachs (Mittelwand) kann man sich sparen, wenn man den Baurahmen zwischen fertig ausgebaute Waben hängt: Unsere Bienen neigen nicht zu Wirrbau und orientieren sich schön an den parallel hängenden Waben.
  5. Pollenwaben sollen dem Volk aber bleiben und sollen auch nicht aus Gründen übertriebener Wabenhygiene entfernt werden, wenn sie schon einmal bebrütet sind. Sie gehören an den Rand des Brutnestes und wirken wie ein Schied. Daher sind sie, wie im Film gezeigt ggf. behutsam zu verschieben, um die Erweiterung des Brutnestes zu ermöglichen.
  6. Der Futtervorrat muss für Kalt-Wetter-Perioden oder Regenzeiten für ein großes Volk reichen. Wir belassen daher Randwaben rechts und links in der Zarge mit Futter. Bei großen Magazinen (z.B. die Segeberger mit 11 DNM-Waben) können zwei Waben am Rand verbleiben, bei unseren schmaleren Holzmagazinen (9 DNM-Waben) lieber nur eine, damit das Brutnest nicht zu eingeschnürt wird. Denn neben der Futterwabe hängt mindestens noch eine Pollenwabe! Lieber sorgt man auch im unteren Magazin am Rand dann noch für eine Futterwabe. Bei zwei Zargen kann sich das Brutnest schön nach unten in die untere Zarge ausdehnen. Die Gefahr, dass Futtervorräte, die das Brutnest beengen, nach oben in den Honigraum umgetragen werden, sind somit weit weniger gegeben als im einzargigen Brutraum auf DNM-Waben. Wie mit überschüssigen Futterwaben zu verfahren ist, haben wir an anderer Stelle schon beschrieben. (Siehe hierzu den oben unter Pkt. 4 verlinkten Artikel sowie auch diesen: Wabenerneuerung)
  7. Das Volk soll für den Honigraum vorbereitet werden. (Beim Einzarger ging es unter diesem Punkt noch vor allem um die Brutentwicklung.) Die Zweizarger sollten aber i.d.R. so stark sein, dass sie zur Kirschblüte den Honigraum aufgesetzt bekommen. Bei den Außenständen konnten wir den Völkern auch direkt jetzt schon bei der Durchsicht am 18. und 19. April die Honigräume aufsetzen, obwohl die Obstlüte noch bevorsteht und nur die ersten Wildzwetschgen aufgehen. Aber wir wollen die Stände nicht in vielleicht 10 Tagen schon wieder anfahren müssen. Zu Hause werden die Völker zumindest so präpariert, dass ohne große Durchschau beim nächsten Mal direkt nur die Absperrgitter aufgelegt und die Honigräume aufgesetzt werden können. Im Zweifel sollte man die Honigräume lieber zeitig geben, damit das Brutnest nicht verhonigt und die frischen Einträge nicht in den Brutzargen landen. Wir konnten an den Außenständen nämlich schon aus Ahorn und Weide Tracht feststellen. Ein Blick in die obere Brutraumzarge verrät, ob die Bienen die Wabengassen auch am Rand besetzen: Dann sind die Völker jedenfalls stark genug für den Honigraum! So kommen wir mit einer Frühjahrsdurchschau bis zur Honigraumgabe aus, wenn man die Ziehung der Futterkranzprobe, die auch schon im Herbst gemacht werden kann, einmal vernachlässigt.
#Bienenwabe
Beim Blick gegens Licht sieht man, dass die Wabe erst wenig bebrütet wurde.

Zuchtauswahl treffen bzw. bestätigen

Bei der Frühjahrsdurchschau achten wir besonders darauf, ob sich unser ausgesuchtes Zuchtvolk bewährt hat: Die Frühjahrsentwicklung soll vorbildlich sein. Unser oberstes Zuchtziel ist bei uns aber die Sanftmütigkeit, da wir mit Kindern imkern wollen, ohne Schutzausrüstung tragen zu müssen. 

 

In nachstehendem Video werden weitere Handlungsanweisungen mit Merkkärtchen eingeblendet und alle Handlungsschritte vorgeführt und demonstriert:

vSa