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Honigernte: Entnahme der Honigwaben, Entdeckeln und Schleudern

Einen ausführlichen Bericht und eine Anleitung zu den einzelnen Arbeitsschritten findet ihr in unserem früheren Beitrag

Honigernte

In nachstehendem Beitrag werden die Arbeitsschritte der Honigernte durch Filmbeiträge anschaulich erläutert. Weiter unten findet ihr Argumente gegen den Heißluftföhn und für einen Raumluftentfeuchter. Außerdem wird das Für und Wider des Absperrgitters beleuchtet.

 

Entnahme der Honigwaben

Endlich ist es soweit: Doch bevor es losgehen kann, müssen Schleuderraum und alle Gerätschaft geputzt bzw. gespült werden. Das macht man am besten schon ein oder zwei Tage vorher und lüftet gut, damit der Raum wieder schön trocken ist. Denn der Honig, der beim Schleudern zwangsläufig der Luft ausgesetzt ist, kann leicht Luftfeuchtigkeit aufnehmen. Daher ist es sinnvoll, auch mit einem Luftentfeuchter die Feuchtigkeit im Schleuderraum rechtzeitig unter 55% zu halten (s.u.).

Wenn der Honig endlich reif ist und die Spritzprobe zeigt, dass er von den Bienen hinreichend eingedickt wurde, dürfen die Waben entnommen werden (siehe Video).

 

 

Entdeckeln und Schleudern

Wie laden euch zu einem virtuellen Besuch in unseren Schleuderraum ein. Hier erfahrt ihr die Geheimnisse eines guten Honigs:

Die Frühtracht in diesem Jahr fiel bereits relativ bescheiden aus und wir hofften auf viel Sommerhonig. Doch leider ist die Enttäuschung hier noch größer: Wir mussten lange warten, bis der Honig unseren Qualitätsanforderungen entsprach und er wirklich reif war. Doch das Warten fällt schwer, wenn täglich die Vorräte von den Bienen selbst weiter verzehrt werden. Entsprechend mager war nun auch das zweite Schleudern und es gab weniger Honig als in den Vorjahren.


Argumente gegen das Entdeckeln mit dem Heißluftföhn

Im Film sprechen wir uns klar gegen den Einsatz des Heißluftföhns in der Imkerei aus. Hier noch einmal die wichtigsten Gründe im Überblick:

  1. Energiefresser: Solch ein Heißluftföhn wird mit ca. 1,5 kW betrieben und läuft oft stundenlang durch!
  2. Umweltaspekt: Wenn wegen der Wachskleckerei, die mit dem Wegschmelzen der Zelldeckel verbunden ist, noch Plastikfolien ausgelegt werden, wie in einschlägigen Videos empfohlen, so passt das erst recht nicht mehr zum Naturschutzgedanken unserer Imkerei.
  3. Wachsgewinnung: Das Entdecklungswachs ist nebst dem reinen Bauwachs das wertvollste Wachs, das wir gewinnen können. Das schmilzt man nicht achtlos weg!
  4. Verbrennungsgefahr: Wenn die Imkerei als pädagogisches Projekt mit Kindern betrieben wird, hat ein Heißluftföhn dort erst recht nichts zu suchen. Die Verletzungsgefahr ist einfach zu hoch. Verbrennungen können bereits durch den Heißluftstrom erzeugt werden, bevor die Düse berührt wird! Da müssen selbst Erwachsene aufpassen.
  5. Gefährdungen des Honigs: Bei unsachgemäßer Handhabung ist es nicht auszuschließen, dass der Honig zu stark erwärmt wird. Das passt schlecht zum schonenden Umgang. Außerdem wird die Raumluft ungefiltert durch das staubige Gerät, das gar nicht zur Lebensmittelgewinnung gedacht ist, auf die offenen Zellen gepustet.
  6. Entfremdung: Bei unserem Hobby wollen wir uns bewusst den Düften und Gerüchen des Honigs und der Waben aussetzen, die Arbeit der Bienen (auch ihr mühevoll aufgebotenes Wachs) wertschätzen und nicht im industriellen Schnelldurchlauf aus Rationalisierungsgründen das Wachs wegpusten. Vielmehr soll jedes Kind Gelegenheit bekommen, durch haptische Wahrnehmungen dem Wunder näher zu kommen und eigene Erfolge durch das Entdeckeln zu erzielen. Das hat durchaus etwas Kontemplatives bzw. Meditatives.
  7. Bessere Alternativen: Wer viele Völker bewirtschafet, findet professionelle mechanische Entdecklungsmaschinen, die mit Bürsten, Messern oder gespannten Drähten arbeiten, die m.E. dem Heißluftföhn trotz der hohen Anschaffungskosten vorzuziehen sind.

 

Argumente für einen Luftentfeuchter

Der Schleuderraum muss eine geringe Luftfeuchtigkeit aufweisen, sonst zieht der Honig beim Verarbeitungsvorgang Wasser! Das Lüften während des Schleuderns gestaltet sich jedoch schwierig, da die Gerüche die Bienen anziehen. Selbst wenn ein bienendichtes Gitter oder Netz vors Fenster gespannt ist, wird man durch das Schleudern für Unruhe im Umfeld sorgen. Ohnehin ist die Luftfeuchtigkeit draußen nicht zwangsläufig niedriger. Gerade bei uns in Küstennähe haben wir mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit zu tun. Wer die auf dieser Homepage (siehe "Stockwaage") mitgelieferten Wetterdaten für Emden verfolgt, der sieht, dass auch an regenfreien Tagen selbst im Sommer die Luftfeuchtigkeit meist um die 90%(!) beträgt und nur um die Mittagszeit für wenige Stunden auf annehmbare Werte unter die 60% oder auch 50% abfällt. Das macht den Bienen auch die Trocknung im Stock so schwierig und ich spreche mich an dieser Stelle auch noch einmal deutlich für das Belassen der Bodenschieber aus, damit die Bienen die Luftfeuchtigkeit im Stock über das Flugloch selbst regulieren können. Bei offenen Bodenbrettern wären die Waben die Mehrzeit des Tages zu hoher Luftfeuchtigkeit ausgesetzt!

Ein Luftentfeuchter, wie wir ihn im voranstehenden Film zeigen, ist inzwischen auch für kleine Hobbyimkereien erschwinglich und zur Trockenhaltung des Schleuderraumes (und ggf. später auch des Honiglagers) äußerst hilfreich. Der Anschaffungspreis ist dabei davon abhängig, welches Raumvolumen entfeuchtet werden muss. Der renomierte Wissenschaftler und Leiter des LAVES Institus für Bienenkunde in Celle Prof. Dr. Werner von der Ohe empfiehlt die Luftentfeuchtung in einem Interview sogar dringend (vgl. S. 20/21 in bienen&natur 5/2020). Er führt aus, dass die Luftfeuchtigkeit beim Schleudern möglichst unter 55% gehalten werden solle, damit der Honig kein Wasser zieht. Bruno Binder-Köllhofer (Fachberater) empfiehlt sogar, die Raumluft auf unter 50% zu entfeuchten, wenn Waben dort auf die Schleuderung warten (S. 17 im selben Heft).
Wir haben unseren Luftentfeuchter während des Schleudervorgangs daher auf 50% eingestellt, wobei er sich dann in einem Toleranzbereich bis etwa 54% bewegt, bis er sich wieder einschaltet. Im Video demonstrieren wir, dass sogar niedrigere Einstellwerte möglich sind. Das Kondenswasser wird über einen Ablaufschlauch direkt in ein Boden-Gully geleitet.

Während die Raumluftentfeuchtung ausdrücklich geboten ist, darf man den Honig aber später nicht gezielt mit Trocknungsmaschinen entfeuchten oder etwa durch Gebläse, die die trockene Raumluft über die Waben oder Honiggefäße pusten, bearbeiten. Dabei würde man dem Honig nämlich auch andere Stoffe, z.B. Aromen, entziehen!

Bei der Frühtrachternte wären wir vielleicht auch ohne Luftentfeuchter ausgekommen, da der Honig sehr trocken war. Der im relativ nassen Juli geerntete Honig hatte aber Messwerte, die z.T. an die 18% reichten. Da wäre eine weitere Feuchtigkeitsaufnahme im Sinne der DIB-Kriterien gefährlich.

 

Imkern ohne Absperrgitter

Es geht auch ohne, wie das nachstehnde Video zeigt:

Eine Bauanleitung für die Naturbeute findet ihr hier:

Beutenbau: Nordische Naturbeute

Bei unseren selbst gezimmerten Naturbeuten legen wir teilweise keine Absperrgitter ein: Die billigen zuschneidbaren Plastikabsperrgitter gefallen nämlich den Bienen offenbar nicht so gut und sie gehen nicht so gerne in den Honigraum hoch, lagern z.T. lieber Honigkränze unterm Gitter ab. Wahrscheinlich sind die gestanzten Durchgangsschlitze unbequem und scharfkantig. Außerdem liegt das Gitter direkt auf den Rähmchen bzw. deren Oberträgern auf, so dass nur die passenden Schlitze genau über den Wabengassen passiert werden können. Man kann das Problem umgehen, indem man höherwertige Absperrgitter mit Rundstäben kauft und diese noch besser in einen passenden Rahmen auf Zargenbreite angepasst sind, der den Abstand zu den Rähmchen hält. Bei guten Trachtverhältnissen und starken Völkern reichen durchaus auch die billigen Absperrgitter und der Honigraum wird angenommen.
Zur Naturimkerei passt aber das Imkern ohne Gitter vielleicht sogar besser. Wir haben es jedenfalls bei einigen Völkern ausprobiert. Frühtrachthonig konnten wir so jedoch nicht ernten: Zu dieser Zeit waren die oberen Waben noch mit dicken Brutnestern bestückt. Erst jetzt in der zweiten Julihälfte war das Brutnest weitgehend bis in die mittlere Zarge heruntergewandert, so dass die oberen Waben mit dem Honig entnommen werden konnten. Aber oft mussten auch jetzt noch dicke Honigwaben, die unten noch etwas Brut aufwiesen, statt sie zu ernten umständlich andernorts im Volk untergebracht werden: Dazu haben wir die Brut-Zargen getauscht, so dass die mittlere Zarge nach unten aufs Bodenbrett kam und die untere eine Etage höher, nach oben: Hier konnten nun (weitgehend) leere Waben entnommen und dafür volle aus dem Honigraum mit etwas Brut am unteren Rand über das nun nach unten gerückte Brutnest gehängt werden.

FAZIT: Das Imkern ohne Absperrgitter ist umständlicher und man erntet bei hiesigen Trachtverhältnissen (keine Massentracht) deutlich weniger Honig. Vor allem gibt es keinen reinen Sortenhonig, sondern eine Ganzjahresmischung!

 

Honig aus schon einmal bebrüteten Waben

Einem anderen Argument, das sonst noch für Absperrgitter vorgebracht wird, sei an dieser Stelle aber noch einmal widersprochen: Es ist nicht zwangsläufig von Nachteil oder unhygienisch , wenn der Honig in schon einmal bebrüteten Zellen eingelagert wird: Nachweislich wird der Nektar, bis er endlich zu Honig wird, im Volk umgetragen und aufmerksame Imkerinnen und Imker haben schon solche Bereiche frisch eingetragener Tracht im Brutraum vorgefunden. Es ist also nicht vermeidbar, dass der Honig mit Brutzellen in Kontakt kommt, selbst wenn im Honigraum ausschließlich unbebrütete Waben untergebracht sind. Da schlüpfende Bienen Häutchen in der Zelle hinterlassen, mit denen alte Hinterlassenschaften gut versiegelt werden, und nach dem Schlupf auch ihre Zelle gut putzen, ist das grundsätzlich eine saubere Sache. Vielmehr kann in "frischem Wachs", wie es den Bienen in Form von Mittelwänden angeboten wird, die eigentliche Gefahr lauern: Bienenwachs ist teuer und wird global gehandelt. Die zugekauften Mittelwände, die die Bienen dann zu neuen Honigwaben ausbauen, können so schon eine Vielzahl dubioser Schadstoffe enthalten, denn oft wird das Wachs beim Aufkauf und der Umarbeitung lediglich auf Paraffin-Verunreinigungen untersucht und vielleicht noch durch Hitze entseucht, aber längst nicht auf alle Chemikalienrückstände geprüft. Das Wachs nimmt sehr leicht Fremdstoffe auf und gibt sie auch wieder an den Honig ab! Daher sollte man stets sein eigenes Wachs umarbeiten lassen oder gleich selbst das Wachs verarbeiten. Keinesfalls sollte man ungeprüften billigen Internetangeboten auf den Leim gehen!

Nützliche Links zum eigenen Wachskreislauf:

Dampfwachsschmelzer selbst bauen und betreiben

Wachsverarbeitung - Wachsklärung

Mittelwände selbst gießen

 

Wabenhygiene

Was bebrütete Waben im Honigraum anbelangt, so ist es natürlich ein Unterschied, ob frische diesjährige Waben, die ein- oder zweimal bebrütet wurden, oder alte umgehängte stockige Waben, die seit Jahren ein Randwabendasein im Bienenstock fristen, plötzlich als Honigwabe herhalten sollen. Dieser Beitrag darf daher nicht als Alibi mangelnder Wabenhygiene verstanden werden!

 

Wabenhygiene

 vSa